MUNZINGER Wissen, das zählt | Zurück zur Startseite
Wissen, das zählt.


MUNZINGER Personen
Heinrich Windelen

Heinrich Windelen

deutscher Politiker; fr. Bundesminister; CDU
Geburtstag: 25. Juni 1921 Bolkenhain/Schlesien
Todestag: 16. Februar 2015 Warendorf
Nation: Deutschland - Bundesrepublik

Internationales Biographisches Archiv 10/1988 vom 29. Februar 1988
Ergänzt um Nachrichten durch MA-Journal bis KW 08/2015


Blick in die Presse

Wirken

Heinrich Windelen, kath., wurde am 25. Juni 1921 in Bolkenhain (Schlesien/Riesengebirge) als Sohn eines Lederfabrikanten geboren, doch stammten beide Eltern vom Niederrhein. W. besuchte Volks- und Mittelschule in Bolkenhain, dann die Oberschule in Striegau. Nach Abitur (39), Arbeitsdienst und Kriegshilfsdienst begann er 1940 mit dem Studium der Physik und der Chemie in Breslau, wurde aber schon 1941 als Soldat eingezogen und nahm bis Kriegsende, zuletzt als Feldwebel, am Krieg teil.

Nach Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft absolvierte er von 1945 bis 1948 eine kaufmännische Ausbildung in Telgte und Warendorf in Westfalen. 1949 gründete er zusammen mit seinem Vater eine Versandfirma, deren Geschäftsführer und ab 1958 Mitinhaber er wurde. Politisch schloss sich W. 1946 der CDU an, war 1947-1953 Mitglied des Ortsvorstandes, 1951-1953 geschäftsführendes Kreisvorstandsmitglied und von 1953-1971 Kreisvorsitzender in Warendorf. W. hat 1947 auch die Junge Union in Warendorf mitgegründet und sie von 1951-56 in Warendorf als Vorsitzender geleitet. 1947-1948 und 1964-1966 gehörte W. auch dem Kreistag Warendorf an. Er war ferner von 1948-1964 Stadtverordneter, von 1956 bis 1964 Fraktionsvorsitzender der CDU im Gemeindeparlament Warendorf.

1957 wurde W. erstmals für die CDU in den Bundestag gewählt, dem er ohne Unterbrechung als Vertreter des Wahlkreises 100 (Warendorf) bis 1990 angehörte. Als gebürtiger Schlesier leitete er den Parlamentarischen Beirat des Bundes der Vertriebenen (BdV), ohne ausgesprochener Vertriebenenpolitiker zu sein, und betätigte sich als führendes Mitglied der "Stiftung für europäische Friedensfragen".

Als Bundestagspräsident Eugen Gerstenmaier wegen des Unmuts über seine Wiedergutmachungsangelegenheit Ende Januar 1969 zurücktreten musste, wurde Bundesvertriebenenminister Kai-Uwe von Hassel sein Nachfolger. Auf den damit freiwerdenden Kabinettsposten rückte W. am 7. Febr. 1969 nach. Während seiner Amtszeit stellte er sich mehrfach betont hinter die umstrittenen Argumente der Vertriebenenverbände in Fragen der Ostpolitik. Nach dem Regierungswechsel im Herbst 1969 wurde das Vertriebenenministerium endgültig aufgelöst. Ab 1965 fungierte W. als Vorstandsmitglied der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, ab 1969 als einer der stellv. Fraktionsvorsitzenden. Dem Bundesvorstand der CDU gehörte er lange Jahre an. Im Herbst 1977 übernahm er als Nachfolger von Albert Leicht den Vorsitz im Haushaltsausschuss des Bundestages, nachdem er schon früher einer der Hauptsprecher der Fraktion in Etatfragen gewesen war. Dieses Amt gab er erst im März 1981 ab, als er anstelle von Richard von Weizsäcker das Amt des Bundestagsvizepräsidenten übernahm. Auch in diesem Amt bemühte sich W., ein stiller, aber zäher Arbeiter nicht um besondere Publizität, was die Diskrepanz zwischen öffentlichem Bekanntheitsgrad und Ansehen unter Parlamentskollegen erklärte.

Ab 1970 war W. Nachfolger des verstorbenen Josef-Hermann Dufhues als Vorsitzender des CDU-Landesverbandes Westfalen-Lippe (1973 und 1975 bestätigt, zuletzt aber nur noch mit knapper Mehrheit), verzichtete dann im Febr. 1977 zugunsten von Kurt H. Biedenkopf auf dieses Amt, blieb aber als Ehrenvorsitzender der Landespolitik weiter verbunden. Er war einer der führenden Köpfe in der Kampagne gegen den unbequemen Biedenkopf, konnte dessen Wiederwahl Anfang Juli 1983 aber nicht verhindern.

Als Mitglied des WDR-Verwaltungsrates (ab 1971) machte W. wiederholt durch seine engagierte Kritik an linkslastigen Tendenzen im WDR-Programm von sich reden.

Nach dem Wahlsieg der CDU/CSU-FDP-Koalition bei den vorgezogenen Bundestagswahlen am 6. März 1983 wurde die Regierung Helmut Kohl nur auf einigen wenigen Posten umgebildet. Rainer Barzel wurde zum Präsidenten des 10. Deutschen Bundestags gewählt, worauf W. am 30. März dessen bisheriges Amt als Bundesminister für innerdeutsche Beziehungen übernahm. In dieser Funktion machte er auf sich aufmerksam, als er auf einem Ostpreußen-Treffen im April und auf dem Schlesier-Treffen im Juni 1983 durch kritische Äußerungen Zweifel an der Endgültigkeit der Ostverträge aufkommen ließ.

Als Minister für innerdeutsche Beziehungen verfügte W. nur über eingeschränkte Kompetenzen, da die eigentliche Deutschland-Politik im Bundeskanzleramt ressortiert und Kanzleramtsminister Wolfgang Schäuble die Kontakte mit der anderen Seite pflegte. In einem gewissen Nebeneinander appellierte W. Ende 1983 an die DDR trotz der notwendig erscheinenden Raketennachrüstung es zu keiner Belastung des deutsch-deutschen Verhältnisses kommen zu lassen. Tatsächlich blieb in der Folge der Schaden begrenzt, auch wenn der ursprünglich erwartete Honecker-Besuch in der Bundesrepublik nicht stattfand. W. lobte später mehrfach auch die verbesserte Ausreisepraxis und die ab 1986 erheblich erleichterte Besuchsmöglichkeit in familiären Angelegenheitent. W. ließ auch erkennen, dass die Frage der Staatsbürgerschaft nicht auf Dauer tabu sein müsse. W. sah seine Aufgabe auch darin, um Verständnis für die Deutschlandpolitik in der Welt zu werben. So besuchte er Ende 1983 Südkorea und im Febr. 1984 die USA.

Bei den Bundestagswahlen vom Jan. 1987 behauptete W. seinen Wahlkreis Warendorf mit großem Vorsprung vor dem SPD-Kandidaten. Bei der Regierungsbildung verlor er jedoch sein Ministerium, das die bisherige Bildungsministerin Dorothee Wilms übernahm. In der nachfolgenden Fraktionssitzung erhielt W. Ovationen für seine unauffällige, beharrliche Arbeit in Bonn. In Kreisen der Heimatvertriebenen wurde die Entscheidung Kohls hart kritisiert. 1990 stimmte W. sowohl gegen die Anerkennung der Oder-Neiße-Grenze als deutsche Ostgrenze als auch gegen den Einigungsvertrag zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der DDR.

Familie

W. heiratete 1954 seine Frau Ingeborg, geb. Kreutzer. Aus der Ehe gingen vier Kinder hervor: Andrea, Sabine, Susanne und Markus. W. trieb gern Sport und war Inhaber des Goldenen Sportabzeichens.

16. Februar 2015: Der deutsche Politiker und frühre Bundesminister Heinrich Windelen stirbt im Alter von 93 Jahren in Warendorf.

Werke

Veröffentlichung: "SOS für Europa" (72), eine kritische Auseinandersetzung mit der deutschen Ostpolitik unter Willy Brandt.

Auszeichnungen

Auszeichnungen: W. war u. a. Träger des Großen Bundesverdienstkreuzes (69) mit Stern (72) und Schulterband (85).

Adresse

Letzte Adresse: Hoetmarer Str. 36, 48231 Warendorf



Die Biographie von Heribert Moritz ist nur eine von über 40.000, die in unseren biographischen Datenbanken Personen, Sport und Pop verfügbar sind. Wöchentlich bringen wir neue Porträts, publizieren redaktionell überarbeitete Texte und aktualisieren darüberhinaus Hunderte von Biographien.
Unsere Datenbanken sind unverzichtbare Recherchequelle für Journalisten und Publizisten, wertvolle Informationsquelle für Entscheidungsträger in Politik und Wirtschaft, Grundausstattung für jede Bibliothek und unerschöpfliche Fundgrube für jeden, der mit den Zeitläuften und ihren Protagonisten Schritt halten will.



Lucene - Search engine library