MUNZINGER Wissen, das zählt | Zurück zur Startseite
Wissen, das zählt.


MUNZINGER Personen

Hansjörg Felmy

deutscher Bühnen- und Filmschauspieler
Geburtstag: 31. Januar 1931 Berlin
Todestag: 24. August 2007 Eching
Nation: Deutschland - Bundesrepublik

Internationales Biographisches Archiv 50/2007 vom 15. Dezember 2007 (hy)


Blick in die Presse

Herkunft

Hansjörg (eigtl. Hans-Jörg Hellmuth) Felmy wurde in Berlin als Sohn des Fliegergenerals Hellmuth Felmy (†1965) und dessen Frau Elfriede, geb. Boettcher, geboren. Seine Vorfahren waren Hugenotten.

Ausbildung

Das Gymnasium in Braunschweig verließ F. in der Untertertia nach einem Streit mit seinem Lehrer. Er versuchte sein Glück dann im Schlosser- und Buchdruckerhandwerk und war kurz bei einer Wanderbühne engagiert, ehe er 1947-1949 Schauspielunterricht bei Hella Kaiser am Staatstheater Braunschweig nahm.

Wirken

Sein Bühnendebüt hatte F. als Arbeiter in "Des Teufels General". Erfahrungen sammelte er danach an den Theatern von Braunschweig (1951-1953), Aachen (1953-1954) und Köln (ab 1954). Die gemäßigte Moderne, O'Neill und Eliot, Rattigan und Zuckmayer, Fry und Wouk, wurde zu seiner Domäne, vom Orin in "Trauer muss Elektra tragen" bis zum Kapitän Queeg in "Die Caine war ihr Schicksal" reichte sein darstellerisches Spektrum.

In Köln wurde der Theatermime 1956 für den Film entdeckt. Sein Filmerstling war "Der Stern von Afrika" unter der Regie von Alfred Weidenmann. Durch seinen Part des Fliegerleutnants war F. lange Zeit auf das Rollenbild des vertrauenswürdigen Helden verpflichtet, das sich nur schwer wieder ablegen ließ. Man holte F. für den Typ des sauberen, offenen und mutigen jungen Mannes vor die Kamera, der hervorragend zum Klischee des verdruckst Hinterhältigen kontrastierte. Den "positiven Deutschen", der nur aufbegehrt, wenn der Ungeist der Zeit zu brandmarken ist, verkörperte F. auch in seinem wohl größten Filmerfolg, in Kurt Hoffmanns Satire "Wir Wunderkinder" aus dem Jahre 1958. Ein Jahr später spielte er auf beeindruckende Weise den Konsul Thomas Buddenbrock in Alfred Weidenmanns zweiteiliger Adaption. Rückblickend bescheinigte ihm DER SPIEGEL (3.9.2007), er habe "seine Darstellung des Konsuls Thomas, der seine Jugendlichkeit, seine Liebe und seine Sehnsüchte dem Geschäftswohl opfert (...) uneigennützig diszipliniert und deshalb vollkommen glaubhaft vor der Kamera abgeliefert". In den 60er Jahren wurde es zunehmend still um F., die Angebote waren dürftig, und bei der Auswahl der Drehbücher leistete es sich der von Krieg und Nachkriegszeit geprägte und dem Erfolg misstrauende Schauspieler, wählerisch zu sein. Gelegentlich drehte F. noch Edgar-Wallace-Krimis oder lieh den Schauspielern Roy Scheider ("Der weiße Hai") und Jack Nicholson (u. a. "Chinatown", "Sodbrennen") seine Stimme und widmete sich ansonsten wieder dem Theater.

In dieser Zeit gewannen gelegentliche Fernsehrollen in F.s Laufbahn an Bedeutung. Er machte sich aber auch in diesem Medium bald rar - überzeugt, dass das Fernsehen Gesichter zu sehr verschleiße. Aufgrund der gut angelegten Stargagen seiner Filmzeit konnte er diese Zurückhaltung lange durchhalten. 1972 kehrte er mit dem Spionage-Fernsehfilm "Alexander Zwo" eindrucksvoll auf den Bildschirm zurück. Ein Jahr später wurde die Rolle des eckigen, hartnäckigen, häufig übel gelaunten Kommissars Haferkamp in der populären "Tatort"-Serie der ARD zum zweiten Höhepunkt seiner Karriere. Erst im Nov. 1980 nahm F. nach der 20. Folge Abschied von dieser Rolle.

In der Folge zog sich F. vermehrt ins Privatleben zurück. Filmangebote lehnte er meist ab, zu schlecht erschien ihm die Qualität der angebotenen Drehbücher oder zu strapaziös die Drehbedingungen. Auch auf dem Bildschirm war er nur noch selten zu Gast. So sah man ihn 1986 in dem Sechsteiler "Unternehmen Köpenick" und 1988 in der "Affäre Nachtfrost" (1988). Als Pilot Charlie Kapitzky war F. ab Sept. 1990 in dem ARD-Zwölfteiler "Abenteuer Airport" zu sehen, eine weitere 12-teilige Serie folgte erst vier Jahre später 1994 mit "Hagedorns Töchter". Hier spielte F. den Hamburger Gewürzhändler und Witwer Paul Hagedorn. 1995 trat F. mit einer Lesung verschiedener Autoren des 20. Jahrhunderts auf dem Frankfurter Hauptbahnhof auf. Seinem anhaltenden Rückzug aus dem Berufsleben lag seit Mitte der 90er Jahre eine zunehmend schwere Osteoporose-Erkrankung zugrunde.

Familie

Nach einer geschiedenen Ehe (1960-1984) mit der Schauspielerin Elfriede Rückert heiratete F. 1986 seine langjährige Lebensgefährtin Claudia Wedekind († 2015). Seit Mitte der 90er Jahre litt er an einer lebensbedrohlichen Osteoporose-Erkrankung, der er im Alter von 76 Jahren erlag.

Werke

Filmrollen u. a.: "Stern von Afrika" (56), "Das Herz von St. Pauli" (57), "Haie und kleine Fische" (57), "Der Greifer" (58), "Herz ohne Gnade" (58), "Unruhige Nacht" (58), "Der Engel, der seine Harfe versetzte", "Der Mann, der sich verkaufte" (58), "Der Maulkorb" (58), "Wir Wunderkinder" (58), "Rommel ruft Kairo", "Menschen im Netz", "Und ewig singen die Wälder" (59), "Buddenbrooks" (59), "Ein Tag, der nie zu Ende geht", "Die zornigen jungen Männer", "Schachnovelle" (60), "Die Botschafterin" (60), "An heiligen Wassern" (60), "Das letzte Kapitel" (61), "Die glücklichen Jahre der Thorwalds" (62), "Der Henker von London" (63), "Das Ungeheuer von London City" (64), "Das siebente Opfer" (64), "Die Tote aus der Themse" (71), "Fluchtversuch" (76). Fernsehrollen u. a. in: "Flucht ohne Ausweg" (66), "Alexander Zwo" (72/73), "Tatort" (74-80; 20 Folgen), "Abgehört" (84), "Ein Fall für zwei" (84), "Unternehmen Köpenick" (86), "Die Wilsheimer" (87; Serie), "Affäre Nachtfrost" (88), "Abenteuer Airport" (90; Serie), "Hagedorns Töchter" (94; Serie).

Auszeichnungen

Auszeichnungen u. a.: "Bambi"-Preis (58, 59, 77), "Otto" (61), Goldene Kamera (80).



Die Biographie von Zlatko Mateša ist nur eine von über 40.000, die in unseren biographischen Datenbanken Personen, Sport und Pop verfügbar sind. Wöchentlich bringen wir neue Porträts, publizieren redaktionell überarbeitete Texte und aktualisieren darüberhinaus Hunderte von Biographien.
Unsere Datenbanken sind unverzichtbare Recherchequelle für Journalisten und Publizisten, wertvolle Informationsquelle für Entscheidungsträger in Politik und Wirtschaft, Grundausstattung für jede Bibliothek und unerschöpfliche Fundgrube für jeden, der mit den Zeitläuften und ihren Protagonisten Schritt halten will.



Lucene - Search engine library