Der Ringer Werner Seelenbinder war einer der wenigen organisierten und profilierten Arbeitersportler, die nach 1933 auch unter der NS-Diktatur sportlich aktiv bleiben konnten und dabei gleichzeitig als Widerstandskämpfer für die kommunistische Opposition arbeiteten. Der in Stettin geborene Seelenbinder entstammte proletarischem Milieu und kam 1909 mit seiner Familie nach Berlin. Unter schwierigen wirtschaftlichen und familiären Verhältnissen aufgewachsen - die Mutter starb 1915 und der Vater, ursprünglich gelernter Maurer, stand nach der Rückkehr aus dem Ersten Weltkrieg vor dem Nichts - konnte das Arbeiterkind keinen Beruf erlernen und mußte schon früh zum Broterwerb beitragen.
Seit 1921 der Arbeitersportbewegung verbunden, brachte eine erste Wettkampfreise in die Sowjetunion 1927 nachhaltige Eindrücke für Werner Seelenbinder, der schließlich im Dezember 1928 der KPD beitrat. Nach der nationalsozialistischen Machtergreifung 1933 setzte der Berliner seine Ringer-Laufbahn im gleichgeschalteten NS-Sport fort. Begleitet vom Argwohn vieler ehemaliger Arbeitersportler, die die scheinbare NS-Karriere eines Genossen kritisch verfolgten und "Verrat" ...