Er schaffte die Leichtathletik-Sensation des Jahres 1985 - der bis dato international völlig unbekannte Hochspringer Rudolf Powarnizyn. Als erster Mensch übersprang er in einem Wettkampf die Höhe von 2,40 m. Dabei vollbrachte der 23jährige Kiewer das Kunststück, seine persönliche Bestleistung um 14 Zentimeter zu steigern.
Der 2,01 m große und 75 kg schwere Ukrainer stammt aus dem Dörfchen Wotkinsk in der Udmurtischen Autonomen Sowjetrepublik. Trainiert wird er von Wladimir Kiba der selbst in seiner aktiven Zeit als Hochspringer 2,21 m überquert hatte.
Laufbahn
Rudolf Powarnizyn betreibt seit seinem zwölften Lebensjahr Sport. Zunächst spielte er Basketball, bis er zum Hochsprung wechselte. Im veralterten Scherstil übersprang er trotz einer Körpergröße von 1,70 m lediglich 1,35 m. Sein erster Trainer, Wladimir Reut, brachte ihm den Flop als neuen Sprungstil bei. Als neunzehnjähriger Athlet schaffte er bereits 2,15 m, kam ein Jahr später auf 2,18 m und steigerte sich 1983 als 21jähriger auf eine Bestleistung von 2,22 m.
1984 mußte er nach einem Hallensprung von 2,21 m im Sommer verletzungsbedingt pausieren, meldete sich beim Snamenski-Memorial 1985 aber mit 2,26 m gesund zurück. Dennoch hatte ihm niemand die Steigerung auf 2,40 m zugetraut. Die Namen Zhu, Sjöberg oder Mögenburg wurden in erster Linie in Verbindung mit der Traumgrenze genannt. Dietmar nannte es sogar eine "sportliche Ungerechtigkeit", daß ein sportlicher Nobody wie Powarnizyn der Erste war.
Am 11. Aug. 1985 hatte er den Wettkampf in Donezk mit 2,13 m begonnen. Weitere sieben Höhen wie auch die 2,32 m bezwang er im ersten Versuch. 2,35 m übersprang er im dritten Versuch, verbesserte damit den Ukrainischen Rekord Wladimir Jaschtschenkos. Seine Versuche über 2,40 m schilderte der frischgebackene Weltrekordler so: "Die 2,40 m versetzten mich in eine ungeheure Erregung, so daß die beiden ersten Versuche mißglückten. Dann aber stellte ich mir vor, ich sei beim Training. Und dann war ich darüber."
Trainer Kiba attestiert Powarnizyn guten Anlauf und hervorragende Sprungkraft. Gestärkt werden mußten bei dem jungen Springer Brust- und Rückenmuskulatur. Die Trainer trauen dem Ukrainer, der 1983 schon 17 Wettkämpfe mit Höhen über 2,20 m abschloß, weitere Steigerungen zu. Skeptisch ist die Fachwelt und Konkurrenz aus dem Ausland. In vielen Kommentaren wurde offen die Frage gestellt, ob die UdSSR den Weltrekord überhaupt zur Anerkennung durch die IAAF einreichen werde. Gespannt wartet man auf das 1. direkte Aufeinandertreffen Powarnizyns mit der Weltelite um Mögenburg, Sjöberg & Co.