Elliot L. Richardson
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Internationales Biographisches Archiv
Elliot Lee Richardson stammte aus einer alteingesessenen Bostoner Familie von Bankiers, Juristen, Medizinern, Hochschullehrern und Politikern.
Er studierte in Harvard, wo er 1941 das Bachelor-Examen cum laude ablegte. Auch die Prüfung als Bachelor of Law bestand er 1947 cum laude. Dazwischen war er ein hochdekorierter Offizier der US Army im Zweiten Weltkrieg (1942-1945). Als Oberleutnant der Vierten Infanterie-Division nahm er an der Landung in der Normandie teil.
Nachdem sich R. zunächst am Berufungsgericht bei Richter L. Hand (1947/1948) und bei Richter Felix Frankfurter am Supreme Court (1948/1949) die ersten juristischen Sporen verdient hatte, war er von 1949 bis 1956 Mitglied der Bostoner Anwaltsfirma Ropes, Gray, Best, Collidge & Rugg. Zwischendurch hielt er juristische Vorlesungen in Harvard (1952) und arbeitete als juristischer Berater von Senator Leverett Saltonstall (1953/1954).
1957-1959 arbeitete R. im US-Ministerium für Gesundheit, Erziehung und Wohlfahrt als Stellvertreter des Ministers. 1959-1961 war er Chef der Justizverwaltung des Staates Massachusetts und bekämpfte in dieser Eigenschaft erfolgreich die Korruption. 1961 fungierte er als Sonderberater des US-Justizministers, wandte sich aber bis 1964 wieder seiner Anwaltstätigkeit in Boston zu. Nur ein Jahr später fand er sich erneut in Diensten des Staates Massachusetts, 1965-1967 als Lieutnant-Governor, 1967-1969 als Generalstaatsanwalt (Attorney General).
Anfang 1969 nahm R. unter Außenminister Rogers seine Arbeit als Unterstaatssekretär im US-Außenministerium auf. Sein Hauptaugenmerk im Amt galt den Fragen der Rüstungsbegrenzung und den Verhandlungen mit der UdSSR. Mit dem damaligen Sicherheitsberater Henry Kissinger verband ihn ein gutes Arbeitsverhältnis.
Im Juni 1970 wurde R. vom republikanischen Präsidenten
Nach der Wiederwahl Nixons bei den Präsidentschaftswahlen am 7. Nov. 1972 berief dieser R. als Nachfolger von Laird zum Verteidigungsminister der USA. Der Watergate-Skandal (Einbruch im Sommer 1972 in das Wahlkampfhauptquartier der Demokraten), bei dem schon bald feststand, dass die Verantwortlichen in Nixons engster Umgebung bzw. beim Präsidenten selbst zu suchen waren, führte ab April 1973 zu einer Reihe von Rücktritten und Demissionen unter Nixons Mitarbeitern. Auch Justizminister Kleindienst trat, obwohl nicht direkt betroffen, vom Amt zurück. Zu dessen Nachfolger wurde Anfang Mai 1973 R. ernannt. Im Rahmen seiner Bestätigung durch den Senat wurde auch die Ernennung eines Sonderstaatsanwalts zur Aufklärung der Watergate-Affäre beschlossen. Für dieses Amt fiel R.s Wahl auf Archibald Cox, der bereits der Kennedy-Administration gedient hatte. Als Nixon, mittlerweile selbst unter schwerem Verdacht, R. wenige Monate später aufforderte, Cox wieder zu entlassen, verweigerte R. dies und trat schon im Okt. 1973 wieder vom Ministeramt zurück. Seine sensationelle Demission war einer der zahlreichen Höhepunkte der Watergate-Affäre. Im Aug. 1974 schließlich erklärte auch Nixon, gegen den ein Amtsenthebungsverfahren eingeleitet worden war, seinen Rücktritt.
Die Tatsache, dass R. in jenen Krisentagen integer blieb und die Loyalität zum Rechtsstaat über die zu Regierung und Partei stellte, sicherte ihm großen Respekt und einen besonderen Platz in der jüngeren Geschichte der USA. Auch nach seinem Rücktritt als Justizminister blieb er der Politik eng verbunden. 1974 leitete er ein Forschungsprojekt am Woodrow Wilson International Center for Scholars in Washington, 1975 war er amerikanischer Botschafter in London, 1976-1977 (Jan.) diente er als Handelsminister in der Ford-Administration. 1977-1980, nun unter der Carter-Administration, vertrat er die USA als Sondergesandter des Präsidenten bei der Seerechtskonferenz. 1989-1990 beobachtete er im Auftrag des UN-Generalsekretärs die Wahlen in Nicaragua, 1989-1994 fungierte er als Sondervertreter des US-Präsidenten bei der multilateralen Hilfsinitiative für die Philippinen. Darüber hinaus verdingte er sich 1980-1992 als "Senior partner" bei der Kanzlei Milbank, Tweed, Hadley and McCloy.
Am 31. Dez. 1999, am Vorabend zur Jahrtausendwende, ist R. im Alter von 79 Jahren in Boston gestorben. Er war seit 1952 mit Anne Francis, geb. Hazard, verheiratet und hatte zwei Söhne und eine Tochter: Henry, Nancy und Michael.
Veröffentlichungen u. a.: "The Creative Balance" (1976), "Reflections of a Radical Moderate" (1996).
R. war Träger zahlreicher akademischer Ehrentitel und wurde 1998 mit der Presidential Medal of Freedom ausgezeichnet.