Sergej Iwanowitsch Tulpanow war Jahrgang 1902. Über Laufbahn und Herkunft wurde nur so viel bekannt, daß er vor dem Krieg als Dozent für Germanistik und Leninismus an der Universität Leningrad tätig war. Nach Kriegsende wurde Oberst T. bei Errichtung alliierter Militärregierungen in Deutschland im Frühjahr 1945 zum Chef der Informationsabteilung der Sowjetischen Militäradministration in Berlin-Karlshorst ernannt. Sein tatsächlicher Einfluß ging jedoch weit über die normale Funktion eines Chefs einer Informationsabteilung hinaus. Er war vielmehr der wohl wichtigste Mann hinter den Militärbefehlshabern, den sowjetischen Marschällen Sokolowski und Tschuikow.

In erster Linie hatte er die Aufgabe, die Deutschland-Politik der Sowjetunion zu vertreten und über alle Widerstände hinweg durchzusetzen. Am sichtbarsten geschah das gleich nach Kriegsende durch Maßnahmen, die das Gesellschaftssystem der Sowjetisch Besetzten Zone (SBZ) unkorrigierbar veränderten, wie die Bodenreform, die weitgreifenden Enteignungen und Demontagen und das Vorgehen gegen politische Richtungen, die sich nicht in das Einheitsbett der SED (gegr. 1946), deren "Taufpate" er sozusagen gewesen ist, zwingen lassen wollten (Jakob Kaiser u.a.). In der Ausrichtung der ...

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