Obwohl er es immerhin auf 32 Länderspiele brachte und er der einzige deutsche Spieler ist, der zwei Europapokale mit zwei deutschen Mannschaften gewinnen konnte, zählte Sebastian Machowski nie zu den Ausnahmekönnern in seinem Metier. Er war eher der zuverlässige Teamplayer, den jede erfolgreiche Mannschaft ebenso braucht wie die Spitzenspieler. Genau dieser Umstand könnte ihm geholfen haben, als er 2007 von einem Tag auf den anderen vom Spieler zum Trainer wurde. Seither arbeitet er - zunächst in Polen und seit 2009 in der Bundesliga - überaus erfolgreich als Coach an der Linie.
Laufbahn
Über die Schulsport-AG des Herman-Ehlers-Gymnasiums in Berlin kam Sebastian Machowski zum Basketball und schloss sich dann dem SSC Südwest an, bei dem er zuvor schon Fußball gespielt hatte. 1986 zog es ihn dann zu TuS Lichterfelde, einem Verein, der als Basketball-Talentschmiede einen guten Namen besitzt. Bei der Kadetten-Europameisterschaft 1989 wurde der 9. Platz erkämpft. Höhepunkt seiner Jugendjahre aber war der Gewinn des deutschen Meistertitels der A-Jugend 1991.
Der Wechsel zu ALBA Berlin, dem Spitzenklub der Hauptstadt, brachte Machowski gleich im ersten Jahr den Vizetitel bei den Senioren. Am 8. November 1992 gab er sein Debüt in der deutschen Nationalmannschaft. 1995 kam der Gewinn des Korac-Cups und 1996 ein weiterer Vizemeistertitel hinzu. Zu einem wirklichen Stammspieler wurde Machowski in dem sehr gut besetzten Kader aber nie. Deshalb wechselte er zur Saison 1996/97 zum Aufsteiger Telekom Baskets Bonn. Mit dem Team holte er sich 1997 hinter seinem alten Verein ALBA ebenfalls den Vizemeistertitel. Den Durchbruch im Verein und auch in der Nationalmannschaft schaffte der Zwei-Meter-Mann in der zweiten Bonner Saison, in der er zum sichersten deutschen Freiwurfschützen avancierte und auch stark von der Drei-Punkte-Linie war.
Im Sommer 1998 unterschrieb Machowski einen Vertrag beim spanischen Vizemeister Tau Ceramica Vitoria. Doch verletzungsbedingt konnte er sich nicht durchsetzen und wechselte im Januar 1999 zum italienischen Erstligisten Pompea Virtus Rom. Doch auch dort lief es nicht rund, denn zwei Wochen nach seiner Ankunft wurde der Trainer entlassen, der ihn verpflichtet hatte, und der Nachfolger setzte nicht auf ihn. Deshalb ließ sich Machowski zum italienischen Zweitligisten Zara Fabriano ausleihen, mit dem er am Saisonende abstieg.
Eine weitere Enttäuschung musste Machowski hinnehmen, als er als einer der letzten Spieler aus dem Kader für die EM 1999 gestrichen wurde, nachdem er schon 1995 verletzungsbedingt nur knapp eine EM-Teilnahme verfehlt hatte. Dabei hatte sich Bundestrainer Henrik Dettmann kurz zuvor noch zufrieden mit seinen Leistungen gezeigt: "Er war im letzten Sommer bester Spieler bei unserer USA-Reise und hat sich damit Vertrauen und Kredit erarbeitet" (Basketball, 23.1.1999). Am 1. Dezember 1999 kam Machowski beim Nations Cup zum 32. und letzten Mal in der deutschen Nationalmannschaft zum Einsatz.
1999 wechselte Machowski für ein Jahr nach Frankreich zu BCM Gravelines Dünnkirchen und danach für wiederum eine Saison zu Panionios Athen. 2001 kehrte er nach Deutschland zurück und schloss sich Bayer Leverkusen an, doch auch dort blieb er nur ein Jahr. 2002 wechselte er innerhalb der Liga zum Mitteldeutschen BC, mit dem er 2004 die FIBA EuroCup Challenge gewinnen konnte. Doch der große Erfolg wurde von der Insolvenz des Vereins überschattet, so dass Machowski trotz eines noch gültigen Vertrags erst mal ohne Verein dastand. Um Spielpraxis zu sammeln, ging er in die zweite Liga zu Erdgas baskets Jena, doch schon im Dezember verpflichtete ihn Erstligist Köln für zunächst vier Wochen, um damit auf eine Verletzungsmisere zu reagieren. "Sebastian ist ein sehr erfahrener Spieler, der die Bundesliga kennt" (Basketball News, 7.12.2004), begründete Kölns Trainer Armin Andres den Transfer.
Doch auch in der Domstadt konnte sich Machowski nicht für einen längerfristigen Vertrag empfehlen, so dass er 2005 zu PGE Turow Zgorzelec nach Polen wechselte und später unumwunden zugab: "Dadurch, dass ich natürlich auch gewisse finanzielle Ansprüche gestellt habe, bin ich lieber noch einmal ins Ausland gegangen, als in der deutschen Liga für ein Gehalt zu spielen, das unter Arbeitslosengeld-Niveau gelegen hätte" (crossover-online.de, 4.2.2012). Nach einer Halbfinalteilnahme mit Zgorzelec wechselte er 2006 innerhalb der Liga zu Kotwica Kolobrzeg, wo seine aktive Laufbahn unerwartet früh endete. "Das sogenannte Karriereende kam bei mir dann relativ plötzlich, von einem Tag zum nächsten, als mein Verein Kotwica Kolobrzeg, mich fragte, ob ich nicht den Trainer ersetzen möchte, den sie gerade gefeuert hatten" (crossover-online.de, 4.2.2012), erinnerte sich Machowski. Er sagte sofort zu, für seinen Ex-Trainer einzuspringen, denn er "war überzeugt, es besser zu können" (WELT, 30.10.2009).
2009 konnte Machowski mit dem polnischen Pokalsieg seinen ersten Titel als Trainer feiern. Seine guten Leistungen sprachen sich auch bis in die alte Heimat herum, so dass er ab der Saison 2009/10 Trainer in der Bundesliga bei den New Yorker Phantoms Braunschweig wurde. "Es war ein Risiko, einen relativ unerfahrenen Trainer zu holen. Aber wir wollten der Mannschaft ein deutsches Gesicht geben, und dazu gehört auch ein deutscher Trainer" (FAZ, 29.5.2010), begründete Braunschweigs Manager Oliver Braun den mutigen Schritt. Doch Machowski gelang gleich in seinem ersten Jahr mit Platz acht in der Liga die Qualifikation für die Play-offs, wo man in der ersten Runde fast schon sensationell den Hauptrundenersten und amtierenden Meister Oldenburg ausschalten konnte und erst im Halbfinale an Bamberg scheiterte.
In der Saison 2010/11 führte Machowski sein Team gar auf den fünften Platz, doch in den Play-offs kam das Aus in der ersten Runde. Dafür erreichten die Niedersachsen im Pokal das Finale, wo man gegen den Branchenprimus Bamberg unterlag. Im Jahr darauf erreichte Braunschweig als Siebter erneut die Play-offs, doch abermals kam in Runde eins (diesmal gegen Ulm) das Aus. Im März 2012 unterschrieb Machowski einen Zweijahresvertrag beim Ligakonkurrenten EWE Baskets Oldenburg. "Sebastian Machowski hat sich in kurzer Zeit einen Namen als Trainer gemacht" (ewebaskets.de, 19.3.2012), sagte Baskets-Geschäftsführer Hermann Schüller. "Er ist exzellent vernetzt, hat in Braunschweig sehr gute Arbeit gemacht und ist in unseren Augen genau der richtige, um die gemeinsamen Vorhaben in die Tat umzusetzen" (ebd.).
"Ich freue mich auf die neue sportliche Herausforderung in Oldenburg" (ebd.), erklärte Machowski. "Bei den EWE Baskets sind in den vergangenen Jahren hervorragende Voraussetzungen geschaffen worden, nicht zuletzt dank des Trainingszentrums, der sehr guten Organisation und der ambitionierten Nachwuchsförderung in der Baskets Akademie Weser-Ems. Dazu kommt die Perspektive, regelmäßig international spielen zu können" (ebd.), begründete Machowski seine Entscheidung, das vorliegende Angebot zur Vertragsverlängerung in Braunschweig abzulehnen.
Sebastian Machowski, der auf dem Feld ein Rollenspieler war, also nicht als Star glänzte, sondern sich stets in den Dienst der Mannschaft stellte, gilt als Trainer als sogenannter "Players Coach", als einer, der seinen Spielern Selbstbewusstsein gibt und ihnen auf dem Feld vertraut. Dazu schöpft er aus seiner eigenen Erfahrung als Spieler. "Ich weiß aus meiner aktiven Zeit, welche Ansprache die Spieler brauchen. Immer nur die Peitsche herauszuholen bringt nichts" (ebd.), sagte Machowski. "Ich fordere von den Spielern nur das, was sie leisten können" (ebd.). Sein Kapitän in Braunschweig, Nils Mittmann, lobte ihn und stellte fest: "Es bedarf einiges, um ihn aus der Ruhe zu bringen" (FAZ, 29.5.2010).
Informationen und Meldungen zum weiteren Fortgang der Karriere siehe Journal
Persönliches
Machowskis Frau Katrin, die er im Sommer 1999 heiratete, ist von Beruf Journalistin und Ethnologin. Sie lebt mit den beiden gemeinsamen Söhnen in Berlin. Die Trennung von der Familie falle ihm nicht leicht, "aber ich kann es ja nicht ändern. Man muss dahin gehen, wo der Job ist" (WELT, 30.10.2009), sagte Machowski, der direkt nach seinem Abitur mit 19 Jahren Profi wurde.
Karriere in Zahlen
Stationen als Spieler:
1984 - 1986: |
SSC Südwest, Berlin |
1986 - 1991: |
TuS Lichterfelde, Berlin |
1991 - 1996: |
ALBA Berlin |
1996 - 1998: |
Telekom Baskets Bonn |
1998 - 1999: |
Tau Ceramica Vitoria, Spanien |
1999: |
Pompea Virtus Rom |
1999: |
Zara Fabriano |
1999 - 2000: |
BCM Gravelines Dünnkirchen |
2000 - 2001: |
Panionios Athen |
2001 - 2002: |
Bayer Leverkusen |
2002 - 2004: |
Mitteldeutscher BC |
2004: |
Erdgas baskets Jena |
2004: |
RheinEnergie Köln |
2005 - 2006: |
PGE Turow Zgorzelec |
2006 - 2008: |
Kotwica Kolobrzeg |
Saisonstatistiken als Spieler:
|
|
|
Wurfquote in Prozent |
Pro Spiel |
Jahr |
Team |
Sp. |
2er |
3er |
Freiw. |
Reb |
Ass |
Pkt |
1996/97 |
Bonn |
|
|
|
|
2,6 |
|
10,3 |
1997/98 |
Bonn |
|
|
|
|
2,5 |
|
14,9 |
1999 |
Fabriano |
13 |
|
|
|
3,2 |
|
10,1 |
1999/2000 |
Dünnkir. |
|
|
|
|
2,1 |
|
8,0 |
2000/01 |
Athen |
|
|
|
|
1,0 |
|
4,2 |
2001/02 |
Leverkusen |
28 |
46,6 |
44,9 |
87,5 |
2,6 |
0,8 |
10,5 |
2002/03 |
MBC |
35 |
46,9 |
45,6 |
78,6 |
3,9 |
0,9 |
15,1 |
2003/04 |
MBC |
29 |
41,4 |
41,7 |
81,8 |
1,6 |
0,7 |
6,1 |
2004/05 |
Köln |
4 |
33,3 |
25,0 |
0 |
1,5 |
0,3 |
1,3 |
2005/06 |
Zgorzelec |
29 |
49,1 |
33,6 |
79,5 |
2,7 |
1,0 |
7,4 |
2006/07 |
Kolobrzeg |
36 |
55,7 |
43,0 |
82,1 |
1,5 |
|
7,8 |
2007/08 |
Kolobrzeg |
13 |
|
|
|
1,1 |
|
3,4 |
Erfolge als Spieler:
32 A-Länderspiele (4,34 Punkte im Schnitt) |
Sieger Korac Cup 1995 |
Sieger FIBA EuroCup Challenge 2004 |
Deutscher Vizemeister 1992, 1996, 1997 |
Halbfinalist polnische Meisterschaft 2005 |
Deutscher A-Jugend-Meister 1991 |
All-Star-Teilnehmer Bundesliga 2003 |
Stationen als Trainer:
2007 - 2009: |
Kotwica Kolobrzeg |
2009 - 2012: |
New Yorker Phantoms Braunschweig |
Seit 2012: |
EWE Baskets Oldenburg |
Erfolge als Trainer:
Polnischer Pokalsieger 2009 |
Trainer beim polnischen All-Star-Game 2009 |
Halbfinalist in den deutschen Play-offs 2010 |
Finalist im deutschen Pokalfinale 2011 |
Journal
Ergänzungen aus MA-Journal. Die nachfolgenden Meldungen werden bei der nächsten redaktionellen Bearbeitung in den Text integriert.
April 2013: Sebastian Machowski (EWE Baskets Oldenburg) wird zum Trainer des Jahres der Saison 2012/13 gewählt. In der Abstimmung unter den Headcoaches und den Team-Kapitänen der 18 Basketball-Bundesligisten sowie unter Medienvertretern setzt er sich gegen Thorsten Leibenath (ratiopharm Ulm) und Ingo Freyer (Phoenix Hagen) durch.
16. Juni 2013: Basketball, Finale um die Deutsche Meisterschaft: Die Brose Baskets Bamberg (mit Maik Zirbes) setzen sich in der Finalserie "best of five" mit 3:0 gegen die von Sebastian Machowski betreuten EWE Baskets Oldenburg (mit Konrad Wysocki) durch.
23. März 2015: Nach mehreren Niederlagen gibt der Basketballbundesligist EWE Baskets Oldenburg bekannt, dass Trainer Sebastian Machowski frei gestellt wurde.
1. März 2016: Der strauchelnde Basketballbundesligist Eisbären Bremerhaven verpflichtet Sebastian Machowski als neuen Cheftrainer. Er erhält einen Vertrag bis zum Ende der Saison. Der bisherige Coach Chris Harris bleibt als Assistenztrainer dem Team erhalten.
Mai 2016: Basketballbundesligist Eisbären Bremerhaven verlängert den Vertrag mit Cheftrainer Sebastian Machowski bis 2018. Machowski hatte das Team im März 2016 in akuter Abstiegsgefahr übernommen und gerettet.
Mai 2019: Sebastian Machowski beendet seine im September 2018 aufgenommene Tätigkeit als Co-Trainer des chinesischen Basketballklubs Shenzen Leopards.
September 2020: Sebastian Machowski übernimmt den Posten als Co-Trainer beim chinesischen Verein Shenzen Aviators. Er war bereits in der Saison 2018/19 in Shenzen tätig, dazwischen trainierte er den polnischen Verein Torun. Die Saison in der chinesischen Basketball-Liga wird wegen der Corona-Vorschriften in einer "Bubble" ausgespielt. Alle Mannschaft sind in zwei Hotels untergebracht, die sie nur zu den Spielen und zum Training verlassen dürfen.