Alain Madelin
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Internationales Biographisches Archiv
Ergänzt um Nachrichten durch MA-Journal bis KW
Alain Madelin wurde am 26. März 1946 in Paris geboren. Der Vater war als Hilfsarbeiter bei Renault beschäftigt, die Mutter Stenotypistin von Beruf.
M. studierte nach dem Schulabschluß Jura in Paris. Als Student gehörte er der rechtsradikalen Gruppierung "Occident" an.
Berufstätig wurde M. als Rechtsanwalt am Appellationsgerichtshof in Paris.
Politisch schloß er sich 1968 der "Fédération nationale des républicains indépendants" (FNRI) an und arbeitete dort in verschiedenen Funktionen mit. 1977 wurde als Nachfolgeorganisation der "Unabhängigen Republikaner" die liberale "Parti républicain" (PR) gegründet, die seit 1981 Bestandteil der Sammelbewegung "Union pour la démocratie française" (UDF) war. Für dieses Parteienbündnis (UDF-PR) kam M. 1978 als Abgeordneter des Départements Ille-et-Vilaine erstmals in die Nationalversammlung.
Karriere innerhalb der Parti républicain machte M. als Generalsekretär (1988-1989) und Vizepräsident (ab 1990). Als die bürgerlichen Parteien die Parlamentswahlen von 1986 gewannen und Jacques Chirac Premierminister der ersten "Cohabitation" wurde, holte dieser M. als Minister für Industrie, Post, Telekommunikation und Tourismus in die Regierung. Er vertrat in dieser Position ausgeprägte wirtschaftsliberale Positionen und setzte sich bis zu den Kammerwahlen vom 5./12. Juni 1988 in erster Linie für die Reprivatisierung der in den Jahren zuvor von den Sozialisten verstaatlichten französischen Großunternehmen ein.
Nach dem Machtverlust des Wahlbündnisses UDF/RPR 1988 blieb M. als Abgeordneter, Mitorganisator der "Generalstände der Opposition" für die UDF (1989-1993) und stellv. Vorsitzender der UDF (ab 9.11.1991) politisch aktiv. Im März 1992 wurde er Mitglied des Regionalrats der Bretagne sowie stellv. Vorsitzender des Regionalrats mit der Zuständigkeit für Umweltschutz und Raumordnung. Während der öffentlichen Debatte um die EU-Verträge von Maastricht (1992) plädierte M. für ein Ja. Internationales Aufsehen erregte, daß er sich 1992 für eine Abkoppelung des Franc von der Deutschen Mark aus "politischen, wirtschaftlichen und sozialen Gründen" stark machte und zur Überwindung der europäischen Währungskrise im Dez. 1992 eine vorübergehende Freistellung der Deutschen Mark vom Europäischen Währungssystem empfahl.
Bei den Parlamentswahlen vom 21./28. März 1993 gewann die UDF dank des Mehrheitswahlrechts mit rd. 15 % der Stimmen etwa ein Drittel der Mandate (25,84 %) in der Nationalversammlung und war damit nur unwesentlich schwächer wie die neogaullistische Sammlungsbewegung RPR (28,27 %), mit der die UDF eine gemeinsame Liste gebildet hatte. Edouard Balladur (RPR) führte die neue, zweite Regierung der "Cohabitation", und ihr gehörte M. als Minister für Unternehmen und wirtschaftliche Entwicklung an (bis Mai 1995). Während des Präsidentschaftwahlkampfes von Jacques Chirac 1995 zählte M. zu den ersten Politikern des UDF-Parteienbündnisses, die Chirac und nicht Balladur unterstützten, und er fungierte überdies als wirtschaftpolitischer Berater des Präsidentschaftskandidaten Chirac. Gemeinsam mit Alain Juppé und Philippe Séguin entwarf er wesentliche Teile des Wahlprogramms "Frankreich für alle". U. a. ermutigte er Chirac auch, während des Wahlkampfes Front gegen die "übermächtige Technostruktur" der französischen École nationale d'administration (ENA)-Führungseliten zu machen.
Nachdem Jacques Chirac im zweiten Wahlgang die Präsidentschaftswahl gewonnen hatte, berief er wenige Stunden nach seiner Vereidigung am 17. Mai 1995 den bisherigen Außenminister Alain Juppé (RPR) zum neuen Regierungschef. Am 18. Mai stellte Juppé sein Kabinett vor. M. übernahm den Vorsitz des Wirtschafts- und Finanzministeriums und war damit eines der wichtigsten Regierungsmitglieder. Er trat sein Super-Ministeramt mit dem Bekenntnis an, Frankreichs strukturelle Verkrustungen aufbrechen und den dominanten Einfluß von Regierung und Verwaltung auf die (Privat-)Wirtschaft brechen zu wollen. Seinen europäischen Kollegen versicherte er, am bisherigen geld- und währungspolitischen Kurs festhalten zu wollen.
Bereits am 101. Tag nach seinem Amtsantritt gab Premierminister Juppé am 25. Aug. 1995 den Rücktritt des Wirtschafts- und Finanzministers M. bekannt. Grund des "erzwungenen Ausscheidens" waren dessen Äußerungen über Sparmaßnahmen bei Beamtenpensionen und Sozialhilfen, die nicht mit Juppé abgesprochen waren. M.s Kommentare zum sozialen Besitzstand der Bevölkerung hatten umgehend eine Welle der Kritik von seiten der Opposition und der Gewerkschaften ausgelöst. Wochen zuvor waren bereits Spannungen zwischen Juppé und M. deutlich geworden, weil dieser eine rigorose Reformpolitik im Steuer- und Sozialbereich durchsetzen wollte, um das Haushaltsdefizit nicht noch weiter ansteigen zu lassen. Beobachtermeinung zufolge sprach der Abgang des liberalen Reformers und Verfechters der freien Marktwirtschaft M. für den mangelnden Reformwillen der Regierung Juppé. Nachfolger von M. wurde der bisherige Minister für Wirtschaftsentwicklung, Jean Arthuis (CDS).
Am 8. Okt. 1995 erzielte M. im ersten Wahlgang der Nachwahlen zur Nationalversammlung in Ille-et-Vilaine 61,09 % der Stimmen und kehrte in die Nationalversammlung zurück.
Überraschend kündigte M. am 24. Jan. 1996 seine Kandidatur für die Präsidentschaftswahl der UDF am 31. März 1996 an. Bei der Abstimmung um die Führung des Parteienbündnisses setzte sich indes der frühere französische Verteidigungsminister François Léotard mit 57,42 % der Stimmen gegen M. (30,17 %) durch und wurde als Nachfolger von Giscard d'Estaing neuer Vorsitzender der UDF. Bei den vorgezogenen Parlamentswahlen vom 25. Mai/1. Juni 1997 erlitten die bürgerlichen Parteien eine schwere Niederlage (UDF 108 Sitze, RPR 134), während die Linke sich mit 319 Sitzen die Mehrheit sicherte und mit Lionel Jospin (PS) an der Spitze am 4. Juni 1997 die Regierung bildete. Die schwere Schlappe bei den Kammerwahlen nahm die Parti républicain zum Anlaß für einen Neubeginn. Léotard trat vom PR-Vorsitz zurück, und auf einem Parteitag am 24. Juni 1997 wählten die Delegierten M. mit knapp 60 % zu seinem Nachfolger. Zudem benannte sich die PR in "Démocratie Libérale (Liberale Demokratie) um. Durch den Beitritt von einem Dutzend Abgeordneten wurde die neue, rd. 33.000 Mitglieder starke Partei zweitstärkste Gruppe der Opposition in der Nationalversammlung hinter der neogaullistischen Sammlungsbewegung RPR.
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M. ist Vater von drei Kindern - Gaëlle, Armelle, Brian-Stefan.
Veröffentlichungen u. a.: "Pour libérer l'école, l'enseignement à la carte" (84), "Chers compatriotes ... Programme pour un Président" (94).
M. ist seit 18. Juni 1995 Bürgermeister von Redon. Er ist Gründer und Vorsitzender des "Institut EURO 92" (seit 87), Vorsitzender des "International Center for Research on Environmental Issues" (ICREI) und Präsident der Association France - Corée (seit 91).
c/o Institut EURO 92, 21 av. d'Iéan, F-75116 Paris oder: Mairie, F-35600 Redon