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MUNZINGER Sport

Detlef Knorrek

deutscher Judoka und Judotrainer
Geburtstag: 6. Juli 1965 Langenhagen
Klassifikation: Judo
Nation: Deutschland
Erfolge/Funktion: EM-Dritter 1991
Sieger Goodwill Games 1990, 1994
Mannschafts-Europameister 1994, 1995

Internationales Sportarchiv 02/1997 vom 30. Dezember 1996 (fh)


Selbstbewußtsein und Understatement - zwischen diesen Polen bewegt sich der Judokämpfer Detlef Knorrek aus Hannover. Seinen brennenden Ehrgeiz versteckt er gerne hinter einer Attitüde besonderer Lockerheit. So antwortet der 1,88 m große und an die hundert kg schwere Halbschwergewichtler (bis 95 kg) auf die Frage nach seinen Stärken im Zweikampf: "Hab ich überhaupt welche?" Am Ende gesteht er aber ein, stolz zu sein auf seine feinen Techniken und die eiserne Kondition.

Knorrek wirft seine Kontrahenten gerne in hohem Bogen zum finalen Ippon auf die Matte, mittels seines gefrüchteten Schulterwurfs oder einem kraftvollen Ausheber. Taktieren liegt ihm weniger, als geborener Draufgänger handelt er stets nach der Devise, "alles oder nichts". Vielleicht gerade deshalb blieb ihm der ganz große Erfolg verwehrt; beide Male scheiterte er bei den Olympischen Spielen, 1992 und 1996, kläglich in der Vorrunde, kraft- und ratlos. Da stieß Knorreks Selbstbewußtsein doch auf Grenzen.

Der Judokämpfer Detlef Knorrek liebt auch sonst die großen Herausforderungen. Er läßt so leicht keinen Vergleich aus, stellt sich selbst beim Wetttrinken, tritt zum Rugby an oder auch zum Skat spielen. Er ist ohnehin kein Kind von Traurigkeit, wenn er sich auch manchmal als Stoiker vorstellt. Als Referendar für das Lehramt unterrichtet er die Fächer Sport, Biologie und Chemie. In seiner Freizeit findet er Ausgleich beim Schwimmen oder Ski fahren.

Laufbahn

Detlef Knorrek begann 1976 mit elf Jahren bei Peter Pooch beim Judoverein Hannover und fand gleich Spaß am Sport der Weißkittel. Trainer Jürgen Klinger entdeckte sein Talent und führte ihn zu einer Deutschen Jugend- und zu zwei Junioren-Meisterschaften. Als Junior brachte er es bis zum Dritten der EM 1985, bei den Senioren verlegten ihm dann zwei Größen des deutschen Judo, die olympischen Medaillengewinner Günther Neureuther und Marc Meiling, zunächst den Weg an die Spitze. 1986 belegte er bei den nationalen Meisterschaften in der 95-kg-Klasse (Halbschwergewicht) den dritten Platz.

Seinen ersten Titel gewann Knorrek 1987 in seiner Heimatstadt, nun als Kämpfer des Judo-Teams Hannover, durch einen Finalsieg über den angehenden WM-Fünften und Olympiazweiten Meiling. Bei der Militär-WM war er Dritter. Bei den Internationalen Deutschen Meisterschaften 1988 belegte er ebenso den dritten Platz wie anschließend bei den Nationalen. Bei der Studenten-WM gewann er Bronze. Zu Beginn des Jahres 1989 war Knorrek beim Rüsselsheimer Weltturnier ebenfalls Dritter, wobei er den Europameister Sonsa (ČSFR) besiegte, genauso bei den internationalen Meisterschaften in München und bei den nationalen in Bad Homburg. Das ging so weiter beim Weltturnier in Rüsselsheim von 1990 - Knorrek der "ewige Dritte".

Mit dem zweiten Rang beim Shoriki-Cup in Tokio schaffte er dann endlich den internationalen Durchbruch und siegte auch bei den Goodwill Games in Seattle. Die Deutschen Meisterschaften sahen ihn erneut als Dritten auf dem Treppchen. 1991 begann er vielversprechend mit dem zweiten Platz beim Weltturnier in München. Er durfte zu den Europameisterschaften und führte sich in Prag mit dem dritten Platz in einer hochkarätigen Konkurrenz gut ein. Zu den Weltmeisterschaften aber durfte wieder Meiling fahren, Knorrek entschädigte sich mit seinem zweiten nationalen Titel in Berlin. Mit dem dritten Platz beim großen Turnier in Paris und dem Sieg beim Weltturnier in München, erkämpft im Finale gegen Meiling, begann er das Olympiajahr nach Maß. Diesen Sieg wiederholte er bei den Deutschen Meisterschaften in Rastede und hatte das Ticket nach Barcelona in der Tasche. Beim olympischen Ringen ließ Knorrek jedoch beinahe alle seine sonstigen Qualitäten vermissen, Bundestrainer Han Ho San erkannte ihn "nicht wieder", als er in der ersten Runde dem Rumänen Ivan unterlag und aus dem Turnier ausschied. "Ich bin völlig leer", hakte Knorrek ein unerfreuliches Kapitel schwer enttäuscht ab ("die ganze Arbeit ist für die Katz"). Er habe einfach "verdammt mies gekämpft", zu ängstlich und verklemmt, wie der Bundestrainer bemängelte.

Knorrek dachte nicht daran, aufzustecken und stellte schon Anfang 1993 mit seinem dritten Platz beim großen Tournoi de Paris seine Klasse unter Beweis. Auch beim Weltturnier in München war er Dritter im Halbschwergewicht. Bei den nationalen Titelkämpfen in Hamm holte er sich seine vierte Meisterschaft. Bei der EM in Athen mußte er aber mit dem siebten Platz zufrieden sein. Dafür holte er sich in Rüsselsheim die Internationale Deutsche Meisterschaft. Zur WM fuhr gleichwohl Rivale Marc Meiling. Mit dem deutschen Team landete er bei der Mannschafts-EM in Frankfurt/Main auf dem zweiten Platz. In Paris ging Detlef Knorrek 1994 leer aus, in München mußte er Meiling den Turniersieg überlassen. Zu große Risikofreude paarte sich wieder einmal mit taktischer Nachlässigkeit. In einer Wiederholung des Vorjahres-Meisterschaftsfinales verlor Knorrek diesmal bei den nationalen Titelkämpfen in Kaiserslautern gegen den nachrückenden Mike Hax mit halbem Punkt, der prompt für die EM aufgeboten wurde. Der Gewinn der Internationalen Deutschen Meisterschaft im Halbschwergewicht war da nur ein schwacher Trost, schon eher der zweite Triumph Knorreks bei den Goodwill Games in St. Petersburg. Oder der Gewinn der Mannschafts-EM mit dem DJB-Team in Den Haag, des ersten für die Deutschen seit 1969. Bei der ersten Mannschafts-WM in Paris sprang Rang zwei heraus.

1995 kam Knorrek nur schwer in Tritt, erst die nationalen Meisterschaften in Karlsruhe bescherten ihm ein Erfolgserlebnis: Seinen fünften Titel im Halbschwergewicht, erkämpft gegen einen neuen Rivalen, den aus dem Mittelgewicht aufgerückten Axel Lobenstein. Beim Turnier in Rom belegte er den zweiten Platz. Die "Internationalen" in Rüsselsheim brachten ihm den dritten Platz; damit waren seine WM-Hoffnungen begraben. Zum Jahresabschluß verteidigte er mit dem DJB-Team in Trnava/Slowakei den EM-Titel. Knorreks Olympiachancen sahen 1996 zunächst nicht gut aus, obwohl er die europäische Rangliste anführte. Dann sicherte er sich aber beim Turnier in Prag den zweiten Platz und in Budapest den fünften. Bei den Nationalen Meisterschaften in Riesa war er Dritter. Da Kontrahent Lobenstein bei der EM in Den Haag in der Vorrunde ausschied, hatte Knorrek das Ziel Atlanta erreicht. In den USA zeigte er aber seine alte mentale Schwäche und flog durch die Niederlage gegen den Portugiesen Soares, den er in fünf Kämpfen zuvor stets besiegt hatte, aus dem Turnier.

Adresse

c/o Integrierte Gesamtschule List, Röntgenstr. 6, 30163 Hannover, Tel.: 0511 16846703, E-Mail: igs-list@hannover-stadt.de

Karriere in Zahlen

Erfolge:

Goodwill Games:

1990: Sieger Halbschwergewicht
1994: Sieger Halbschwergewicht

Europameisterschaften:

1991: Dritter Halbschwergewicht
1993: Siebter Halbschwergewicht
1994: Sieger Mannschaft
1995: Sieger Mannschaft

Weltmeisterschaften:

1994: Zweiter Mannschaft

Sonstiges:

Deutscher Meister Halbschwergewicht 1987, 1991, 1992, 1993, 1995
Internationaler Deutscher Meister 1993, 1994



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