Carl Diem war eine derjenigen Persönlichkeiten, die die Sportgeschichte des 20. Jahrhunderts sowohl national als auch international maßgeblich mitbestimmten. Im deutschen Sport fiel zwischen 1913 und 1963 kaum eine wichtige Entscheidung, an der er nicht beteiligt gewesen wäre. Auch bei der Wiederbelebung des Sports in der Bundesrepublik nach dem Ende der Hitler-Diktatur war Carl Diem führend beteiligt. Nachdem in der Öffentlichkeit bereits im Jahr 1950 eine Diskussion über die Rolle Diems im Sport des Dritten Reiches begonnen hatte, dauerte es mehrere Jahrzehnte, bis die Biographie Diems aufgearbeitet worden war und bis sich bei vielen die Erkenntnis durchgesetzt hatte, dass Diem kein Demokrat gewesen war. Noch im März 1945 hatte Diem Hitlerjungen mit Worten des Dichters Tyrtaios auf den Krieg eingestimmt: Wunderbar ist der Tod, wenn der edle Krieger für das Vaterland fällt.
„Ernstzunehmende Sporthistoriker“, so hieß es in einem Kommentar der Stuttgarter Zeitung (1.2.1996), „haben sein braunes Gesicht zweifelsfrei seit Jahren herausgearbeitet (…). ...