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Michael Leavitt

Michael Leavitt

amerikanischer Politiker; Gouverneur von Utah (1993-2003); Gesundheitsminister (2005-2009)
Geburtstag: 11. Februar 1951 Cedar City/UT
Nation: Vereinigte Staaten von Amerika (USA)

Internationales Biographisches Archiv 24/2009 vom 9. Juni 2009 (gi)


Blick in die Presse

Herkunft

Michael Okerlund Leavitt wurde am 11. Febr. 1951 in Cedar City im US-Bundesstaat Utah geboren. Er gehört der Religionsgemeinschaft der "Heiligen der letzten Tage" (Mormonen) an.

Ausbildung

L. studierte an der Southern Utah University und schloss 1978 mit einem Bachelor-Grad in Volks- und Betriebswirtschaft ab.

Wirken

Schon während des Studiums begann L. 1972 als Versicherungsvertreter für die Leavitt Group, einen regionalen Versicherungsbroker, zu arbeiten und stieg in der Folge kontinuierlich auf. 1982 wurde er zunächst Chief Operating Officer, 1984 dann Präsident und Chief Executive Officer (CEO) der Leavitt Group. Später war er als externer Manager (outside director) mehrerer großer Unternehmen tätig. Gleichzeitig engagierte er sich als Mitglied im Utah State Board of Regents, wo er die neun Colleges und Universitäten des Bundesstaats betreute. Ab Anfang der 80er Jahre war L. aktiv an den Wahlkämpfen verschiedener republikanischer Senatoren und Gouverneure beteiligt.

1992 wurde L. erstmals zum Gouverneur des Bundesstaates Utah gewählt. Bis 2003 wurde er zweimal in seinem Amt bestätigt und wurde zum Gouverneur mit den meisten Amtsjahren. Während seiner Amtszeit beurteilten unabhängige Politikanalysten Utah fünfmal als Bundesstaat mit dem besten Finanz-Management. Über 25 Mal ließ L. die Steuern senken, die Wirtschaft wuchs spürbar. Gleichzeitig wurden die Infrastruktur verbessert und Investitionen im Bereich Bildung deutlich erhöht. So sorgte L. für kleinere Klassen und höhere Lehrergehälter und förderte die Gründung der Western Governors University.

Zusammen mit dem früheren Gouverneur von Oregon, John Kitzhaber, begründete L. die Umweltphilosophie "Enlibra", die ein Gleichgewicht zwischen Umwelt und Wirtschafts-Interessen beinhaltet. Auch Umweltschutzmaßnahmen mussten sich einem Kosten-Nutzen-Schema unterwerfen. Seine Umweltpolitik war demzufolge von Interessenausgleich und Konsens geprägt. Als große Leistung L.s wurde vermerkt, dass es ihm gelungen war, 13 Bundesstaaten, 13 Indianer-Nationen, drei Bundesbehörden und zahlreiche Umweltschutzorganisationen und Industrieinteressen zu einer Partnerschaft zur Verbesserung der Luftqualität im amerikanischen Westen (bes. im Grand Canyon) zu bewegen. L. selbst wies auch darauf hin, dass sich während seiner Amtszeit die Wasserqualität verbessert habe.

Im Aug. 2003 nominierte US-Präsident George W. Bush, mit dem L. seit dessen Zeit als Gouverneur von Texas befreundet war, L. zum neuen Administrator der US-Umweltbehörde (Environmental Protection Agency - EPA). Die bisherige Leiterin der Behörde, die als liberal geltende Christine Todd Whitman, war im Mai 2003 offiziell aus persönlichen Gründen, politischen Beobachtern zufolge aber über die zu industriefreundliche Politik der Regierung, zurückgetreten. Die Bush-Administration hatte in ihrer Umweltpolitik den Interessen der Energie- und Bergbauwirtschaft von Beginn an klare Priorität eingeräumt. U. a. sprach sie sich dafür aus, auch bisher geschützte Naturreservate für die Energiegewinnung und den Abbau anderer Rohstoffe zu öffnen. Zudem lehnte Präsident Bush die Ratifizierung des von Whitman unterstützten Kyoto-Protokolls, laut dessen die Industrienationen die Emission von Treibhausgasen bis 2012 deutlich verringern wollten, ab. Die rechtlich schwache Stellung der 18.000 Mann starken und mit einem Budget von gut 7 Mrd. US$ ausgestatteten Behörde EPA, deren Umwandlung in ein Ministerium in den 90er Jahren von Senat und Repräsentantenhaus mehrfach verhindert worden war, tat ein Übriges. Auch die Lockerung des Gesetzes zur Reinerhaltung der Luft sowie die von der Bush-Administration im Frühjahr 2003 vorgelegte "Clear-Skies"-Initiative, die, auf Freiwilligkeit basierend, in ihren Emissionszielen weit hinter dem Kyoto-Protokoll zurückblieb, hatte Whitman mehr oder weniger widerspruchslos hingenommen.

L.s Nominierung stieß nicht auf uneingeschränkte Zustimmung. Umweltschutz-Aktivisten kritisierten z. B. L.s Straßenbauprojekt am Großen Salzsee und die geplante Freigabe von Naturschutzgebieten zur Förderung von Bodenschätzen in Utah. Zudem lehnte L. - wie auch Präsident Bush - die Umsetzung des Kyoto-Protokolls ab. Differenzen zum generellen Regierungskurs ließ L. während seiner Amtszeit nicht erkennen. So hatte die Administration schon Ende Aug. 2003 angekündigt, die bisherigen umweltschonenden Auflagen des sog. Clean Air Act bis auf wenige Ausnahmen zu streichen. Die Entscheidung, als milliardenschwere Entlastung insbesondere für die Stromindustrie gedacht, begünstigte auch Raffinerien, Chemie- und andere Fabriken. Die Opposition sprach von einem Freifahrtsschein für Luftverschmutzer, auch die New York Times (28.8.2003) kritisierte die offene Kungelei mit der Wirtschaft. Im März 2005 schließlich votierte der von den Republikanern dominierte Senat, die mögliche Ausbeutung des rohstoffreichen Naturschutzgebietes "Arctic National Wildlife Refuge" in Alaska in die Haushaltsplanungen des kommenden Jahres aufzunehmen.

Nach seinem neuerlichen Wahlsieg bei den Präsidentschaftswahlen im Nov. 2004 berief Präsident Bush L. an die Spitze des Gesundheitsministeriums (Department of Health and Human Services, HHS), eine Mammutbehörde mit rd. 60.000 Mitarbeitern und einem Jahresbudget von rd. 500 Mrd. US$. Am 26. Jan. 2005 wurde L. im neuen Amt vereidigt. L.s Nachfolger an der Spitze der Umweltbehörde wurde der bisherige EPA-Spitzenbeamte Stephen L. Johnson.

L.s Amtsführung als Gesundheitsminister war insgesamt unspektakulär. Eine grundlegende Reform des maroden amerikanischen Gesundheitswesens, das als teuerstes der Welt gilt, in dem aber über 45 Mio. Bürger ohne Krankenversicherung sind, wurde von der Bush-Administration und damit auch unter L.s Amtszeit nie in Angriff genommen. Wirbel gab es dagegen um eine von L.s Familie 2000 begründete gemeinnützige Familienstiftung, über die aber offenbar auch Gelder an Unternehmen flossen, an denen auch L. und die Familie beteiligt waren.

Neue Anstrengungen zu einer weitreichenden Gesundheitsreform versprach der demokratische Präsidentschaftskandidat Barack Obama, der sich bei der Präsidentschaftswahl im Nov. 2008 gegen den Republikaner John S. McCain mit deutlichem Vorsprung durchsetzte. Mit dem Antritt der neuen Regierung unter Präsident Obama im Jan. 2009 schied auch L. aus dem Amt. Die Suche nach einem geeigneten Nachfolger zog sich wider Erwarten in die Länge, nachdem Obamas erste Wahl für den Posten, Ex-Senator Thomas Daschle, wegen einer Steueraffäre verzichtete. L.s Nachfolgerin an der Spitze des Gesundheitsministerium wurde schließlich Kathleen Sebelius, bis dahin Gouverneurin von Kansas und eine versierte Gesundheitspolitikerin, die am 29. April 2009 vereidigt wurde.

Familie

L. ist mit Jaclyn Smith Leavitt verheiratet und hat fünf Kinder, Michael, Taylor, Anne Marie, Chase und Weston. Sein Hobby ist das Golfspiel.

Mitgliedschaften

Mitgliedschaften/Ämter: L. war Mitglied der National Governors Association, der Western Governors Association, der Republican Governors Association und des Council of State Governments.




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