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Nation: | Türkei, Deutschland |
von Karin Yeşilada
Stand: 01.06.2012
„Ich habe keinen Anspruch auf Zuhause. Denn ich kenne Worte, die ich nicht spreche. Und ich spreche Worte, die ich nicht kenne.“ („Jenseits der Landessprache“, 1996) Heimat- und Sprachlosigkeit sind Kernerfahrungen im lyrischen Werk Zafer Şenocaks, der als Lyriker, Erzähler, Essayist, Kolumnist und literarischer Übersetzer sicher als der vielseitigste Autor der zweiten Generation von deutsch schreibenden Schriftstellern nichtdeutscher Herkunft gelten kann. Seine Lyrik ist jedoch von den sozialkritischen Ansprüchen einer „Gastarbeiterliteratur“ ebenso weit entfernt wie von den Alltagsbildern der „Neuen Sensibilität“. Die gebrochene Wahrnehmung eines lyrischen Ich, das sich chiffriert über Metaphern mitteilt, rückt ihn stattdessen näher an Autoren wie Paul Celan, Günter Eich, Peter Huchel und Ingeborg Bachmann. Şenocak schreibt auf Deutsch und Türkisch. In der Dankesrede zur Verleihung des Chamisso-Förderpreises 1988 entwickelte er seine Poetologie im Verhältnis zur Sprache. „Muttersprache“ steht dabei nur vordergründig für die Ambivalenz von Deutsch („die Sprache, in der ich lebe“) und Türkisch („die Sprache, die in mir lebt“), sie markiert vielmehr die Sehnsucht nach der verlorenen Sprache als dem Ort dichterischer Identität. Das Lebensgefühl „zwischen zwei Welten und Sprachen, zwischen ...