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Wissen, das zählt.


KLG

Walter Kolbenhoff

Geburtstag: 20. Mai 1908
Todestag: 29. Januar 1993
Nation: Deutschland

von Harro Zimmermann



Walter Kolbenhoff - Essay

Genügend Welterfahrung, politisches Urteilsvermögen und schriftstellerische Fingerfertigkeit besaß er, der fünfundzwanzigjährige Kolbenhoff, als ihn Wilhelm Reich im Kopenhagener Exil geradezu nötigte, bisher Erlebtes und Gedachtes in einem Roman zu gestalten. Vielleicht ist es dem Zuspruch dieses kommunistischen enfant terrible überhaupt zu verdanken, daß der junge Kolbenhoff endgültig zur Schriftstellerei gebracht wurde. An Versiertheit und konzeptivem Zugriff hat es jedenfalls schon damals nicht gefehlt: in nur wenigen Wochen entstand ein Roman, der – bei allen vermeidbaren Schwächen – zu den bedeutenden literarischen Dokumenten der Spätphase der Weimarer Republik gehört: „Untermenschen“.

Ein aufmerksamer Zeitchronist, ein skeptischer, ja eigensinniger marxistischer Interpret der ausbleibenden Weltrevolution war hier am Werk. Einer, der seine an der Neuen Sachlichkeit geschulte literarische Sensibilität in den Dienst der schonungslosen Wirklichkeitsdiagnose zu stellen gedachte und den Evidenzen der Theorieverkündigung seitens der KPD nicht bedingungslos zu folgen bereit war. So ist denn ein Erzählwerk entstanden, das die harte Konfrontation mit einer widersprüchlichen und leidvoll desillusionierenden Wirklichkeit auf sich nahm, um in das amorphe gesellschaftliche Unterfutter der revolutionären Theorie einzudringen. „Untermenschen“ (1933) ist ein Roman, in dem man Agitation ex cathedra ebenso ...


Der Artikel über Walter Kolbenhoff ist nur einer von derzeit mehr als 700 Artikeln über Leben und Werk herausragender deutschsprachiger Autoren im „KLG – Kritisches Lexikon zur deutschsprachigen Gegenwartsliteratur“. Das KLG bietet neben Biogrammen und ausführlichen Essays über Werk und Wirkung auch jeweils ein Werkverzeichnis und eine Bibliographie der Sekundärliteratur.
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