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Nation: | Deutschland |
von Harro Zimmermann
Genügend Welterfahrung, politisches Urteilsvermögen und schriftstellerische Fingerfertigkeit besaß er, der fünfundzwanzigjährige Kolbenhoff, als ihn Wilhelm Reich im Kopenhagener Exil geradezu nötigte, bisher Erlebtes und Gedachtes in einem Roman zu gestalten. Vielleicht ist es dem Zuspruch dieses kommunistischen enfant terrible überhaupt zu verdanken, daß der junge Kolbenhoff endgültig zur Schriftstellerei gebracht wurde. An Versiertheit und konzeptivem Zugriff hat es jedenfalls schon damals nicht gefehlt: in nur wenigen Wochen entstand ein Roman, der – bei allen vermeidbaren Schwächen – zu den bedeutenden literarischen Dokumenten der Spätphase der Weimarer Republik gehört: „Untermenschen“.
Ein aufmerksamer Zeitchronist, ein skeptischer, ja eigensinniger marxistischer Interpret der ausbleibenden Weltrevolution war hier am Werk. Einer, der seine an der Neuen Sachlichkeit geschulte literarische Sensibilität in den Dienst der schonungslosen Wirklichkeitsdiagnose zu stellen gedachte und den Evidenzen der Theorieverkündigung seitens der KPD nicht bedingungslos zu folgen bereit war. So ist denn ein Erzählwerk entstanden, das die harte Konfrontation mit einer widersprüchlichen und leidvoll desillusionierenden Wirklichkeit auf sich nahm, um in das amorphe gesellschaftliche Unterfutter der revolutionären Theorie einzudringen. „Untermenschen“ (1933) ist ein Roman, in dem man Agitation ex cathedra ebenso ...