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Nation: | Schweiz |
von Gisela Ullrich und Samuel Moser
Stand: 15.05.2022
Ausbrechen aus den Gewohnheiten und Verfestigungen gesellschaftlicher Rollen war Jaeggis Thema schon, als es noch nicht in Mode war. Die Protagonisten seiner Romane und Erzählungen verlassen Familie und Beruf oder begeben sich in Außenseiterpositionen, um neue Erfahrungen zu machen. Ihre Suche nach einem intensiveren Leben ist ein Experiment mit offenem Ausgang. Die vorsichtig formulierten Hoffnungen, die am Ende von Jaeggis Romanen stehen, sind eher Frage als Gewissheit. Seine Helden sind unentschieden zwischen zwei Existenzen: hier und dort, also weder hier noch dort. Sie sind engagiert und distanziert, zugehörig und fremd. Weil sich alles von verschiedenen Seiten aus ansehen lässt, weil es immer Gründe und Gegengründe gibt, finden sie keine eindeutigen Lösungen.
Diese abwägende Nachdenklichkeit seiner ‚Helden‘ ist auch dem Autor eigentümlich, der bereits in seinem ersten Roman „Die Komplicen“ eine ihr adäquate Form gefunden hat. Sie charakterisiert auch den Soziologieprofessor Jaeggi, der ungefähr zur gleichen Zeit begann, wissenschaftliche Arbeiten zu veröffentlichen (von denen hier nur auf „Ordnung und Chaos. Der Strukturalismus als Methode und Mode“ (1968) und „Kapital und Arbeit in der Bundesrepublik“ (1973) ...