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Nation: | Schweiz |
von Maurach, Martin
Stand: 01.06.2010
Urs Allemanns erste Schreibversuche fallen in eine Zeit, in der er am eigenen Leib Sprachunterschiede als Machtunterschiede erfahren musste. Noch vor der Einschulung aus der Schweiz nach Deutschland gekommen, wurde er von Gleichaltrigen wegen seines Schweizerdeutsch attackiert. Seitdem hat Allemann es ganz abgelegt und die Sprache der ‚Mächtigeren‘ nahezu akzentfrei übernommen. Die Erfahrung der von Sprache ausgelösten und in Sprache zurückübersetzbaren Gewalt prägt bis heute sein Werk, in dem sich eine kompromisslose, psychoanalytische wie systemtheoretische Kenntnisse umfassende Intellektualität mit der radikalen Erkundung von Körperlichkeit verbindet. Die massenmediale Pseudo-Rezeption, die Allemann anlässlich der Verleihung des Preises des Landes Kärnten beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb 1991 ausschließlich zum Autor des „Babyficker“ (1992) abstempelte, verfehlte derartige Zusammenhänge völlig. Ebenso wurde darin übersehen, mit welcher Intensität und Konsequenz Allemanns Texte an der Grenzlinie gewalthaltiger Körpererfahrungen und artifizieller Versprachlichung entlang geschrieben sind. In ihnen wird eine Dialektik aus Kontrollmacht und Leiden in Gang gesetzt, die aus Tätern auf ebenso unvorhersehbare Weise Opfer werden lässt, wie sie Schönheit aus dem Schrecklichen hervorzubringen versucht und jede ästhetische Formalisierung wiederum in Vergewaltigung umschlagen lassen kann.
Nach und neben Gedichtveröffentlichungen in Zeitschriften erschien ...