Geburtstag: | |
Nation: | Deutschland |
von Ulrich Fischer
Stand: 01.06.2008
Thomas Jonigk profilierte sich unter den jungen deutschsprachigen Nachwuchsdramatikern zunächst als Sprachspieler. Er fand schnell Anerkennung und Förderung, 1994 wurden drei seiner Stücke in rascher Folge an namhaften Bühnen uraufgeführt, schon sein zweites Schauspiel, „Du sollst mir Enkel schenken“, wurde zum Dramatikerwettbewerb nach Mülheim eingeladen.
Der erste Text, „Von blutroten Sonnen, die am Himmelszelt sinken“ (ebenfalls 1994 uraufgeführt), verblüffte wegen der artifiziellen, an Gertrude Stein geschulten Gestaltung der Dialoge. Bereits hier hatte Jonigk seine – in „Rottweiler“ wieder aufgegriffenen – Themen gefunden: die bürgerliche Kleinfamilie, deren Widersprüche und Abgründe, das Fortleben faschistischer Denk- und Gefühlsmuster und ein alle Emotionen beherrschender Besitzanspruch der Eltern, vor allem der Mütter. In „Du sollst mir Enkel schenken“ ist Jonigks Zugriff auf das Sujet zwingender, bewusster. Die Uraufführungsinszenierung von Stefan Bachmann, einem Mitverschworenen aus der Zeit des „Theater Affekt“, unterstrich Jonigks Zugang zum Familienthema. Mit seinem Hyperrealismus zielt er auf einen Surrealismus, der die psychologischen Formationen und Deformationen, vor allem die Aggressionen der älteren gegenüber der jüngeren Generation, unter der Oberfläche der Familienbande auf der Bühne sichtbar macht.
Das Groteske im Verhältnis von persönlichem Bedürfnis und ...