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Nation: | Deutschland |
von Michael Töteberg und Hans Wolfschütz
Stand: 15.05.2022
In seinem Roman „Ahasver“ (1981) schuf Stefan Heym in der Figur des ewigen Juden das Urbild eines kämpferischen Intellektuellen, der allen Anfeindungen zum Trotz seinem Willen zur Veränderung treu bleibt. Man geht wohl nicht fehl, wenn man in diesem ewigen Aufrührer einen Lebensentwurf des Autors sieht – utopisch zwar, aber auch in der Realität verwurzelt. Wie kaum ein zweiter deutscher Schriftsteller spielte Heym über ein halbes Jahrhundert lang die Rolle des „Rebellen aus Gewissenszwang“ (Hans-Bernhard Moeller). Das ging freilich nicht ohne Brüche und Widersprüche ab. Parteiliche Propaganda gehörte ebenso zu seinem Schaffen wie der Kompromiss mit den Erfordernissen der Zeit. Ein pragmatisches Gespür für das in der jeweiligen Situation Mögliche lässt sich an allen seinen Lebensstationen ablesen. „Wahrheit gezügelt durch Weisheit“ – diese Maxime seines Helden Ethan in „Der König David Bericht“ (1973) war lange Zeit auch die seine. Aber selbst in den fünfziger Jahren, als er in der DDR die ideologische Verantwortung des Schriftstellers durchaus akzeptierte, ließ er sich nie völlig vereinnahmen, blieb er der unbequeme und streitbare Einzelgänger, dessen Bruch mit der Macht ...