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Nation: | Deutschland |
von Enno Stahl
Stand: 01.03.2010
Rudolf Lorenzens Werk blickt auf eine sehr eigentümliche Rezeptionsgeschichte zurück: Insbesondere sein Debütroman „Alles andere als ein Held“ (1959) wurde gewürdigt, von der Kritik gelobt und mehrfach übersetzt. Sebastian Haffner fragte sich 1965, ob es nicht „der beste Roman irgendeines heute lebenden deutschschreibenden Autors“ sei. Dennoch wurden dieses Buch und sein Autor vergessen. Dieses Spiel wiederholte sich gleich mehrfach, denn Lorenzens fulminanter Weltkriegsroman wurde ein ums andere Mal neu aufgelegt, 1982, 2002 – hier kam er sogar auf Platz 1 der SWR-Bestenliste –, aber damals ebenso wie 2004 (Taschenbuchausgabe) verschwand das Buch schnell wieder aus dem Bewusstsein des Literaturbetriebs. Erst seit 2007, als der Berliner Verbrecher Verlag beschloss, eine Gesamtausgabe der Werke Lorenzens herauszubringen, scheint sich dessen Position in der deutschen Literaturgeschichte zu festigen.
Dieses Geschick erlitt Rudolf Lorenzen nicht von ungefähr, möglicherweise lässt sich eine Phänomenologie des deutschen Literaturbetriebs daran skizzieren. Denn der Autor ist ein Solitär, seine Themen und seine Schreibweise entstammen einer anderen Sphäre als der, auf die sich der breite Strom deutscher Gegenwartsliteratur zumeist bezieht, allein schon, was den sozialen Kontext angeht: Die Welt, ...