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Nation: | Deutschland |
von Ulrich Fischer
Stand: 15.06.2024
René Pollesch ist ein Ausnahmedramatiker, sein Ansatz revolutionär. Dramatiker pflegen in der bürgerlichen Gesellschaft Stücke zu schreiben, für deren Aufführung Tantiemen zu verlangen und von diesem Geld zu leben. Pollesch inszeniert in der Regel seine Stücke selbst – nur in seltenen Ausnahmefällen gestattet er einem anderen Regisseur, eines seiner Schauspiele zu inszenieren: „Gibt es den Text als Endprodukt, steckt darin auch die Probenarbeit. Das ist von niemandem mehr einholbar.“ („www-slums“, S.347). Wichtiger als der Profit ist ihm ganz offenbar der Gehalt.
„Ich will auf keinen Fall das Bild des individuellen Textproduzenten vermitteln, der am Schreibtisch geniale Texte produziert. Für mich ist die soziale Praxis im Theater wichtig – wie wir miteinander umgehen und was das fürs Schreiben bedeutet.“ Tatsächlich geht Pollesch nicht mit einem fertigen Text in die Probe, sondern mit Ideen, Fremdtexten, Hinweisen auf Filme und entwickelt zusammen mit den Schauspielern und den anderen am Produktionsprozess Beteiligten Dialoge, Monologe, Fragmente (vgl. z.B. das „Spiegel“-Interview vom 21. 2. 2005). Dabei heben sich die im Theater üblichen Hierarchien zwischen Dramatiker, Regisseur und Schauspielern auf, jede Idee wird auf ihren Gehalt geprüft, unabhängig von wem sie ...