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Nation: | Deutschland |
von Manfred Behn (E und Andreas Oettel (E) Hans-Michael Bock (B) B)
Stand: 01.04.1991
Die Literaturgeschichtsschreibung der DDR unterlag in vielen ihrer Arbeiten den Schwankungen zwischen zwei die Realität gleichermaßen verbiegenden und Unwahrheiten produzierenden Extremen: dem ex-cathedra-Verdikt oder der ideologischen Retusche. Im Falle des Schriftstellers Rainer Kirsch begann es mit biografischen Unterschlagungen – die Scheidung des Poeten-Paares Sarah und Rainer Kirsch wurde keines Hinweises für würdig gehalten – und endete bei der Harmonisierung gravierender ideologischer Differenzen. Das Fehlen biografischer Genauigkeit mag noch mit dem Schutz der Intimsphäre des Autors legitimiert werden, ideologische Vernebelung entmündigt den Leser und gibt den eigenen Standpunkt der Unglaubwürdigkeit preis. Das Schriftstellerlexikon des Bibliographischen Instituts in Leipzig nennt folgende Daten der Biografie Rainer Kirschs: „studierte Geschichte und Phil. in Halle und Jena; ab 1957 Arbeit in einer Druckerei, einem Chemiewerk und einer LPG“. Durch Auslassung begradigte der Verlag eine Entwicklungslinie, deren Verwerfungen und Spannungen gerade den Beginn der schriftstellerischen Arbeit ausmachen.
„Angefangen zu schreiben hatte ich nach dem sowjetischen XX. Parteitag, der unser Leitbild Stalin zerschlug und uns auf eigenes Denken, die marxistischen Quellen und schließlich auf die Wirklichkeit ...