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Nation: | Deutschland |
von Andreas Erb
Stand: 01.03.2012
„Die erste Geschichte ist der Türrahmen, durch den alle anderen Geschichten gehen.“ Die in „Café Komplott“ (1998) formulierte Feststellung ermöglicht den Eintritt in das Gesamtwerk Peter Wawerzineks. Um im Bild zu bleiben: Der Rahmen besteht einerseits aus der Parodie als literarischem Mittel, andererseits aus der Erinnerung als Antrieb des Schreibens. Über den beiden Türzargen, quasi als kunstvoll modellierter Fries, spannt sich eine Topografie, die immer wieder neu erschrieben wird und aus den beiden Polen Mecklenburg und Berlin besteht. Ein solcherart gestalteter Türrahmen eröffnet den Zugang zu fast allen Texten des Autors.
„Es war einmal …“ (1990) kennzeichnet bereits im Untertitel das Vorhaben: „Parodien zur DDR-Literatur“. Ausgangspunkt ist das Rotkäppchen-Märchen, das im Stil von insgesamt 61 DDR-Autorinnen und Autoren umgeschrieben wird. Wawerzineks Nachdichtungen suchen den Kern, den immer wieder beschworenen ‚unverwechselbaren‘ Stil der jeweils Porträtierten, gleich ob es sich dabei um Jurek Becker, Volker Braun, Heinz Czechowski, Durs Grünbein, Hermann Kant, Sarah Kirsch, Heiner Müller, Rainer Schedlinski oder Christa Wolf handelt. Heraus kommt eine Mischung unterschiedlicher Tonlagen im doppelten Sinn: ästhetisch und politisch. Denn parodiert wird auch ...