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Nation: | Schweiz |
von Heinz F. Schafroth (E) , Martin Zingg (E) , Nicolai Riedel (B) und Olav Krämer (B)
Stand: 01.11.2010
Die Geschichte von Bichsels literarischer Wirkung und literarischem Ruhm dürfte eine der ungewöhnlichsten in der deutschsprachigen Literatur nach 1945 sein. Nach zwei von einem Solothurner Druckereibesitzer herausgebrachten Jugendwerken, die kaum zur Kenntnis genommen wurden und verschollen sind, gelang Bichsel mit einem 1964 (in den exklusiven, nicht sehr verbreiteten Walter-Drucken) erschienenen Geschichtenbändchen von fünfzig Seiten ein literarischer Durchbruch, der füglich international genannt werden darf. „Mit so wenig Seiten so berühmt zu werden, das hat es überhaupt noch nicht gegeben“, meinte damals ein prominenter deutscher Schriftsteller, und diese Aussage ist auf dem Hintergrund der Tatsache zu sehen, dass die Schwelle zum übrigen deutschen Sprachraum für Schweizer Autoren (auch solche, die von renommierten deutschen Verlagen betreut werden) nicht leicht zu überschreiten ist. Noch ungewöhnlicher aber als die Fulminanz seines literarischen Debüts ist die Haltbarkeit von Bichsels Ruhm. Denn nach „Eigentlich möchte Frau Blum den Milchmann kennenlernen“ (1964) hat Bichsel bis 1985 nur noch zwei erzählerische Werke veröffentlicht, 1967 „Die Jahreszeiten“ und 1969 die „Kindergeschichten“. Auch wenn Letztere bei Kritikern und Lesern ...