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Nation: | Deutschland |
von Fred Viebahn
„Zeit seines Lebens war er gefährdet; er war ein Verwundeter von Anfang an, wofür seine literarischen Arbeiten vielfach Zeugnis ablegen.“ So schloß Paul Schallück 1970, sechs Jahre vor seinem Krebstod, einen „Nachruf zu Lebzeiten“. Niemand hätte sein Dasein mit einer besseren Formel umschreiben können. Er war geradezu prädestiniert, tief getroffen zu werden, „von Anfang an“. Hatte er doch als Kind erleben müssen, mit welch brutaler Häme die Menschen im westfälischen Warendorf, der Heimatstadt seines Vaters, seine fremdländische Mutter behandelten, die der Vater aus der Kriegsgefangenschaft vom Baikalsee mitgebracht hatte und die in ihrer Verschüchterung nur schwerfällig deutsch lernte. Der Sohn wollte es drum um so besser wissen, beschäftigte sich bereits als Schüler besonders dringlich mit dem Wort. Er wollte Missionar werden; das Kloster, in dem er zur Schule ging, schien unangefochten von den grauenhaften Turbulenzen der Zeit. Die Heilslehre von der Barmherzigkeit reflektierte die jugendliche Sehnsucht nach Nächstenliebe, die denjenigen erfüllte, der sie unter den Tritten und Schlägen Gleichaltriger und den seelischen Püffen der erwachsenen Nachbarn nicht erfahren durfte. Noch vor dem Abitur versuchte sich Schallück an einem Versepos ...