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Nation: | Schweiz |
von Beat Mazenauer
Stand: 01.10.2005
In den Handbüchern zur Geschichte der Schweizer Literatur wird dem umfangreichen Prosawerk von Otto Steiger allenfalls eine schmale Randnotiz eingeräumt. Zu Unrecht ist es von vielen deshalb unterschätzt, weil sich Steigers Schreibweise weder durch kühne Stilexperimente noch durch ausgeklügelte Romankonstruktionen auszeichnet. Frei von angestrengtem Kunstanspruch, erzählt der Autor meist linear chronologisch, einzig von Rückschauen durchbrochen, alltägliche Geschichten. Stefan Howald hat das formal unspektakuläre Werk 1989 treffend der „politischen Unterhaltungsliteratur“ zugeordnet. Dieser Einschätzung pflichtet auch Steiger selbst bei, wenn er betont, dass „ein Schriftsteller gesellschaftskritisch sein muß“. In diesem Sinn greifen seine Bücher immer wieder politisch brisante Themen auf und reflektieren sie eigensinnig und mit charmantem Witz. Insbesondere der verschwiegenen Kumpanei zwischen Macht, Geld, Gottvertrauen und Rechtschaffenheit beziehungsweise ihrem Gegenpart – der Einsamkeit und Gebrochenheit einfacher Menschen – gilt sein Interesse. Während der Autor in der Schweiz jahrzehntelang als „der rote Steiger“ diffamiert wurde, sind seine Bücher mittlerweile in 17 Sprachen übersetzt, darunter ins Japanische, Russische und Spanische. Otto Steiger zeichnet die Fähigkeit aus, „einfach gut zu schreiben“, differenzierte Charaktere zu zeichnen und sprechen zu lassen. Ihnen kommen keinerlei ...