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Todestag: | |
Nation: | Tschechische Republik, Deutschland |
von James Jordan
Stand: 01.06.2011
Sowohl in seinem literarischen wie auch in seinem privaten Leben war Ota Filip ein Grenzüberschreiter. Seine Romane sind zwar der Erzähltradition von Jaroslav Hašek verpflichtet, stehen aber auch im Kontext der deutsch-tschechischen Literatur (Stifter, Kafka). Filip teilte darüber hinaus das Schicksal mancher mitteleuropäischer Zeitgenossen, die ihr Heimatland verlassen und ihr literarisches Schaffen entweder in der Muttersprache fortsetzen oder sich auf die Sprache des Aufnahmelandes umstellen mussten: Milan Kundera und Pavel Kohout aus der ČSSR, Horst Bienek (ein guter Freund Filips) aus Polen. Geschichtlich betrachtet, erlebte Filip die größten Umwälzungen der mitteleuropäischen Gesellschaft nach dem Ersten Weltkrieg: „Als ich aufgefordert wurde, meine Heimat zu verlassen, war ich gerade 44 Jahre alt, ich hatte bereits zwei republikanische Regimes, fünf Staatspräsidenten, ein ‚tausendjähriges Reich‘, ein schreckliches Gemetzel und Morden, das ich allerdings in der Schule als ‚Revolution‘ bezeichnen musste, ferner mehrere politisch-ideologische Purzelbäume und auch die ewige Freundschaft zu der UdSSR hinter mir.“ (In: „Wo ist meine Heimat“, 1985, S.133) Diese Erfahrungen bestimmen den skeptisch-ironischen Umgang mit der Geschichte in seinen Werken und führten zur Betonung ...