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Nation: | Deutschland |
von Beate Tröger
Stand: 15.09.2015
Dichtung stellt einen Versuch dar, die existierende, angeschaute Welt in Sprache zu fassen oder die Welt so zu beschreiben, wie sie sein könnte. Das Werk des 1972 in München geborenen Nico Bleutge folgt in seinen Welterkundungen den Pfaden, die dem sprechenden Ich von der Wahrnehmung vorgegeben werden. Es lässt aber im Versuch, diese spezifischen Trajektorien der Wahrnehmung aufzuzeichnen, zugleich zu, dass das abbildende Moment des Dichtens durchkreuzt wird von der Reflexion des sprechenden Ichs auf das Wahrgenommene. In seiner Dankesrede anlässlich der Verleihung des Erich-Fried-Preises geht Nico Bleutge der Frage nach, warum die Geschichte „Die letzte Fliege“ seine Aufmerksamkeit in besonders hohem Maße fesselt. Frieds Geschichte schildert unter anderem, wie das Durchkreuzen einer bestimmten Gewohnheit, die damit einhergehende akute Bedrohung eines Dings, an das man sich gewöhnt hatte, die Wahrnehmung so sehr schärfen kann, dass der Erzähler plötzlich die Worte findet, nach denen er vorher vergeblich gesucht hatte. Bleutge merkt an: „Es scheint also eine doppelte Bewegung zu sein, die den Umgang mit den Dingen bestimmt. Offenbar müssen sie zunächst zu den eigenen werden, einrücken in die Sphäre aus Wahrnehmungen, Erinnerungen, ...