Geburtstag: | |
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Nation: | Ungarn, Deutschland |
von Willi Winkler
Nicht wegen der Neuartigkeit seines Stils erregte Mario Szenessy 1967 Aufsehen, sondern weil es ein Ungar war, der sich die deutsche Sprache in vollendeter Mimikry angeeignet hatte. Als Humboldt-Stipendiat kam er in die Bundesrepublik, wo er in Tübingen über Thomas Manns zuletzt vollendete Novelle „Die Betrogene“ arbeitete; als Erzähler nahm er sich Mann zum Vorbild für das eigene Schreiben. Das führt zu einem weiteren Grund, warum Szenessy anfänglich bei der Kritik ungeteilte Zustimmung erfuhr: Ohne die Relevanz des Erzählens in Frage zu stellen, ohne eine mehr als ironische Auseinandersetzung mit formalen Experimenten, bestand er auf dem Epischen als der zeitgemäßen Ausdrucksform, die sich bis in die Wortwahl an eine scheinbar ungebrochene Tradition anschließt. „Ein neuer, herrlicher Erzähler“ (B.Bondy), „in dieser düsteren Saison der deutschen Literatur gibt es doch einen bemerkenswerten Lichtblick“ (M.Reich-Ranicki), urteilten daher einige Kritiker.
„Verwandlungskünste“, das erste Buch, war in seiner Vielstimmigkeit als ein artifizielles Geflecht aus Erinnerungen und Erfindungen anzusehen. Die Erzählung beginnt mit einer Beschreibung des Zimmers, in dem der Ich-Erzähler an der Schreibmaschine sitzt und dichtet. „Viele rackern sich ab, um die Zeitebenen ...