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Nation: | Deutschland |
von Marja Rauch
Stand: 15.01.2013
„In meinem Elternhaus hingen keine Gainsboroughs.“ Auf diese Zeile Gottfried Benns beruft sich Lutz Seiler in einem Interview in der „Mitteldeutschen Zeitung“ aus dem Jahr 2000, in dem er mit der Veröffentlichung seines zweiten Gedichtbandes „pech & blende“ unvermittelt für Furore sorgte. Seinen eigenwilligen Weg zur Lyrik hat Seiler vor diesem Hintergrund in einem anderen Interview folgendermaßen zusammengefasst: „Bei mir war das ganz spät. Ich habe ja eine ganz andere Geschichte: Ich habe Maurer gelernt und mehrere Jahre als Zimmermann gearbeitet und auch nicht gelesen. Ich habe ein ganz unmusisches Elternhaus gehabt. Ich habe mit 23 oder 24 Jahren angefangen, Literatur zu lesen und wenig später auch angefangen zu schreiben; und seitdem hat es sich halt durchgesetzt.“ (Im Gespräch mit Cornelius Hell). Seilers lyrische Spätentwicklung ist ein Glücksfall für die Gegenwartslyrik, verfügt er doch von Beginn an über einen unverwechselbar eigenen Ton.
Der erste Gedichtband „berührt/geführt“ (1995) blieb von Kritik und Öffentlichkeit fast unbemerkt, ein literarischer Beginn im Stillen. In 44 Gedichten erprobt Seiler seine Sprache und erweist dabei fast beiläufig und spielerisch literarischen Autoritäten wie Julio Cortázar, Peter Huchel...