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Nation: | Deutschland |
von Michael Töteberg
Stand: 15.02.2021
Der 50-jährige Industriekaufmann Karl Otto Mühl konnte 1973 mit der Uraufführung von „Rheinpromenade“ einen sensationellen Bühnenerfolg verbuchen: Das Stück wurde noch in der gleichen Saison von einem Dutzend Theatern nachgespielt, von Funk und Fernsehen übernommen, in zahlreiche Mundarten übertragen und erreichte bisher 60 Inszenierungen. Die ungewöhnlich große Resonanz auch der folgenden Stücke „Rosenmontag“ und „Wanderlust“ mag mitbegründet sein durch die Tendenzwende des deutschen Theaters, einer deutlichen Akzentverschiebung in der Spielplangestaltung: Die Abkehr vom politischen Demonstrationstheater und dem Dokumentarstück bedeutete zugleich Hinwendung zum Alltagsrealismus. Die Stücke Horváths und MarieluiseFleißers erlebten eine Renaissance, Sperr und Kroetz setzten die Linie des kritischen Volkstheaters fort. Auch Mühl zeigte das beschädigte Leben der kleinen Leute, ihre Sehnsüchte und Ängste, den Druck der Arbeitswelt auf die private Existenz, Dumpfheit und Enge der Welt von so genannten Normalbürgern. Wird in diesem Kontext Mühls Erfolg erklärbar, so ist doch zu betonen, dass seine Stücke unabhängig vom Theaterbetrieb entstanden sind: „Niemand hat von mir verlangt, daß ich ein Stück schreibe.“ Im Interview nannte er seine schriftstellerischen Arbeiten „‚Spaltprodukte‘ meines vom Berufsleben bestimmten bürgerlichen ...