Geburtstag: | |
Nation: | Österreich |
von Daniela Strigl
Stand: 01.10.2009
In der Einleitung zu seinem Buch „Tinte ist bitter“ (1988) steckt Karl-Markus Gauß das Terrain seiner literarischen Feldforschung ab: „Wer auf mitteleuropäische Erkundungen geht, in Galizien oder Kroatien, in Mähren oder Pannonien, in Ungarn oder Slowenien, stößt immer wieder auf Barbaropa, auf die blutigen Spuren der Unterdrückung, der Metzelei, der Verfolgung, aber er begegnet auch der Zeugenschaft wider die grausame Einfalt der Mächtigen.“ Die Zweiheit von Repression und Rebellion bestimmt eine Konstante von Gaußʼ Denken und Forschen. Die Wortschöpfung „Barbaropa“ stammt vom österreichischen Expressionisten Albert Ehrenstein, einem der elf hier Porträtierten, dessen literarhistorischer Ehrenrettung Gauß bereits seine erste Buchpublikation „Wann endet die Nacht“ (1986) gewidmet hat.
Darin wie in „Tinte ist bitter“ zeigen sich die Charakteristika des gaußschen Schreibens bereits ausgeprägt: sein Interesse für das Verschüttete, das Marginale; seine Kunst, das Wesentliche einer Biografie und einer künstlerischen Eigenart zu erfassen, seine Lust, wider den Stachel vorgeformter Wertung zu löcken, seine eigenwillige, dem grauen germanistischen Alltagsgewand abholde Sprache, vor allem aber die Leidenschaftlichkeit seiner Argumentation, die sich zutiefst aus dem Fundus der Empörung speist.
Der Autor, der hier Schriftsteller wie Albert Ehrenstein und Hugo ...