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Nation: | Deutschland |
von Doris Christiansen
Stand: 01.03.2011
Die Lage von Frauen in Vergangenheit und Gegenwart, die Bedingungen und Zwänge ihrer gesellschaftlichen Situation, ihre Träume und Befreiungsversuche bilden einen Schwerpunkt in Karin Reschkes Werk.
Ihre erste größere, vermutlich autobiografisch gefärbte Prosa, die „Memoiren eines Kindes“ (1980), schildert die Lebensumstände und die Gefühlswelt des bei Kriegsende fünfjährigen Mädchens Marie. Die politischen Wirren, die bedrohliche, spannungsgeladene Atmosphäre im Berlin der Nachkriegszeit und die damit verbundene Zukunftsangst bilden den Rahmen für Maries persönliche Unsicherheit. Hilflos steht sie jenen Aspekten der Realität gegenüber, die von den Erwachsenen, von ihren Lehrern und insbesondere von ihrer kühlen, unnahbaren Mutter, tabuisiert werden: Gewalt, Tod, Sexualität und die nationalsozialistische Vergangenheit. Um nicht „groß“ zu werden, nicht in das sie abschreckende Leben der Erwachsenen hineinzuwachsen, verweigert „Hungermarie“ die Nahrung und bringt sich in „süße hohle-Bauch-Träume“, in denen sie auf den Mond fliegt: Symbol ihrer Sehnsucht nach einer anderen Welt. Mit zunehmendem Alter entfernen sich Phantasie und Wirklichkeit immer mehr voneinander, Marie gibt die „Mondflüge“ auf. In der Pubertät ist sie einer verwirrenden Mischung von eigenen Empfindungen, Verhaltensregeln, romantischen Klischees und sexuellen Erwartungen und Übergriffen vonseiten der Männer ausgesetzt.
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