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Nation: | Deutschland |
von Jörg Plath
Stand: 15.05.2018
Judith Kuckart kam erst mit 33 Jahren zur Literatur. Davor gründete sie ein Tanztheater, für das sie Stücke erarbeitete und realisierte. Diese Reihenfolge prägt unverkennbar ihre Ästhetik des Umkreisens, Andeutens, Beschweigens und Auslassens. Die Vieldeutigkeit, ja Rätselhaftigkeit vieler Passagen ihrer Texte verdankt sich dem Wunsch, von einem Verborgenen zu erzählen, das nicht enthüllt werden kann, ohne dabei zerstört zu werden. Sprünge, Auslassungen und fehlende Verknüpfungen charakterisieren ihre subjektive, oft szenisch wirkende, räumlich organisierte Prosa. „Die Geschichte hat Löcher“, merkt Judith Kuckart in ihren Essays zu Else Lasker-Schülers Dichtungen an, „worin das Geheimnis des menschlichen Lebens sich verbirgt. Anschlüsse und Schlussfolgerungen ergänzen sich in jedem Kopf anders.“
Kuckarts Erzählungen und Romane spielen in der Gegenwart oder nahen Vergangenheit, sind oft mit der deutschen Zeitgeschichte, besonders dem Nationalsozialismus, verbunden und handeln von Begehren und Liebe, von Macht und Ohnmacht in Beziehungen.
Ihr erste Buchveröffentlichung „Im Spiegel der Bäche finde ich mein Bild nicht mehr“ (1985) ist eine „subjektive Literaturbetrachtung“ der Schriften Else Lasker-Schülers. Die zehn Essays umreißen eine „weibliche Ästhetik“ mit folgenden Kennzeichen: „Formlosigkeit als Form“, eine „ungeregelte Flut von Bildern und Gedanken“, ...