Geburtstag: | |
Nation: | Deutschland |
von Barbara Lersch-Schumacher
Stand: 01.03.2007
Johanna Walser ist eine Schriftstellerin, die sich rar macht. Das kann man wörtlich und metaphorisch verstehen. Und man kann den Satz sowohl auf ihre Texte beziehen als auch auf ihre Person. Sie hat sich zwischen den Erzählungen und Prosastücken, die sie seit 1982 veröffentlicht hat, jeweils viel Zeit gelassen. Und sie bedient sich eines knappen Genres und einer verdichteten Sprache. Außerdem kommentiert sie die eigenen Texte nicht. Zwar stellt sich auch Johanna Walser der Öffentlichkeit in Lesungen und gibt gelegentlich Interviews. Aber sie nutzt sie nicht, um über ihre literarischen Absichten zu sprechen oder ihre Schreibmethode zu erklären. Meist erfahren die Leser von ihr nur, dass sie während des Interviews Tee serviert oder dabei gesessen habe. Johanna Walser gibt sich als eine Schriftstellerin, die sich als Person zurücknimmt und häufig schweigt. Dem entsprechen ihre Texte motivisch und stilistisch. Denn sie handeln von jungen Frauen, die sich ebenfalls zurücknehmen und häufig schweigen. Und obwohl sie aus der Perspektive dieser Frauen geschrieben sind, geben sie von deren Gefühlen nicht allzu viel preis. Walsers Frauen vollziehen das Verstummen wie einen Sprechakt, zu dem sie selbst ...