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Nation: | Deutschland |
von Gesine von Prittwitz
Joachim Walther kann nicht, will nicht von sich absehen. Sein Schreiben ist ein ständiger Versuch, bei sich anzukommen, ‚ich‘ sagen zu können, Identität zu finden und zu bewahren. Sein Stoff ist das, was ihn als Angehöriger der mittleren Generation in der DDR geprägt hat, die spezifische Erfahrung des trotzigen Aufbegehrens einerseits und des resignativen Sich-Einfügens andererseits: „Zwischen den Welten: ein Riß, die Brust offen. Die Lehre der Evolution: Anpassung. Aber wie, ohne als Claqueur mißbraucht zu werden? Mit Ironie, die meine Trauer clownesk verdeckt?“ („Das geflüsterte Murren und die Deformation“, Tagebuchauszüge, 1990) Alles, was er schrieb, ist autobiografisch angelegt, gefärbt, veranlasst. Die Romane sowieso, die Hörspiele, die vielfältige Prosa, auch die Gespräche mit Kollegen/innen im Band „Meinetwegen Schmetterlinge“ (1973), über Jahre eine der meist zitierten Interviewsammlungen mit DDR-Schriftstellern/innen. – Schreiben ist ihm Therapie im besten Sinn: Aussprechen von krankmachenden Sachverhalten sowohl persönlicher Natur als auch gesellschaftlicher Art; Schreiben als Diagnose, damit die gleichen Infekte und Symptome weder beim Individuum noch in der Gesellschaft wieder auftreten: „Ich schreibe, wo ich schreien müßte. Und ich weiß, das kann nicht alles ...