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Nation: | Österreich |
von Roland Koch
Umstritten sind das Werk und vor allem das Leben Heimito von Doderers auch noch über zwanzig Jahre nach seinem Tod. Als letzter großer österreichischer Erzähler wird er bezeichnet, dies weist zurück auf seine relativen Erfolge in den fünfziger Jahren, wo seine Romane vorwiegend als restaurativ-idyllische Erzählkunst gelesen wurden. Die ideologische Verwahrung Doderer gegenüber greift bis in die dreißiger Jahre zurück, wo er, vor dem ‚Anschluß‘ Österreichs, mehrere Jahre illegal Mitglied der NSDAP war. Dieser „barbarische Irrtum“, wie Doderer selbst ihn bezeichnet hat, und die daraus erwachsenen Gefühle von Schuld und Reue haben ihn trotz seiner Distanzierung bereits zu Beginn des Krieges nie mehr ganz verlassen. Teile seines Werks sind Auseinandersetzungen mit dem Aufkommen des Faschismus in Österreich und mit der eigenen Schuld. Keiner seiner erzählerischen Texte enthält dagegen irgendeine Formulierung im Geiste der Nazi-Ideologie.
Doderers Werk umspannt vier Jahrzehnte und hat sich bisher einer Einordnung in die Literaturgeschichte der Gegenwart weitgehend widersetzt. Seine Bedeutung wird sowohl in der späten Fortsetzung einer realistischen Erzählweise des 19.Jahrhunderts als auch (im Spätwerk) im Entwickeln eines avantgardistischen Erzählkonzepts gesehen. So strittig die ...