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Nation: | Deutschland |
von Gerd Rupprecht
In einem Brief an seine jüdische Geliebte Judit Kárász schreibt Jahnn 1949 – der erste Band seines opus maximum „Fluß ohne Ufer“ ist gerade erschienen –: „Ich habe die alte Erfahrung wieder gemacht, daß das Leben ohne Liebe ein Dreck ist, aber mit der Liebe ist es noch schlimmer.“ Diese bittere Bilanz eines ebenso naiven wie schwierigen Lebens läßt sich auch aus seinen Büchern ablesen. Wie kein anderer Dichter seiner Generation hat Hans Henny Jahnn die Allmacht des Eros verherrlicht und zugleich mit rücksichtsloser Präzision seine dunkle, destruktive Seite, seine Verschwisterung mit Verletzung, Schmerz und Tod dargestellt. Seine Weltanschauung kann mit Recht panerotisch genannt werden. Eros wird als kosmogonische Macht aufgefaßt, ohne in der Ausweitung des Begriffs ihre konkrete Manifestation zu eskamotieren: die Sexualität des Einzelnen. Es ist dieser erotische Blick auf die Landschaft, was Jahnns Naturbeschreibungen so einzigartig macht. Bereits der Einundzwanzigjährige notiert in seinem Tagebuch: „Liebe ist etwas, das dauernd geleistet sein will. Es ist der einzige Sinn und das einzige Verhältnis.“ Jahrzehnte später heißt es in „Mein Werden und mein Werk“: „… sie ist der ...