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Nation: | Deutschland |
von Moray Mc Gowan und Michael Töteberg
Hans Magnus Enzensberger notierte zur ersten Veröffentlichung Michelsens, dem Abdruck von „Stienz“ in der Anthologie „Vorzeichen“ (1962), das Stück ließe sich keiner der vorgegebenen Dramaturgien zuordnen: „Die Zeitränder der Bühnenhandlung sind nicht eindeutig markiert, sondern verwischt. (…) Die Handlung ist, ebenso wie die Titelfigur, auf ein Minimum reduziert. Das Spiel bildet einen Zustand ab.“ Die dramatische Form werde gleichsam von innen angenagt. Michelsens Stücke, aus einer Abseitsstellung in der Literatur heraus entstanden, konnten im Zuge der Beckett-Rezeption die deutschen Bühnen erobern. Bei einer Podiumsdiskussion 1968 zum Thema „Entwicklung und Möglichkeit des deutschen Dramas“ behauptete Martin Walser, von den lebenden deutschen Dramatikern habe allein Michelsen zu „einer eigenen Stückgestalt“ und damit einen Ausweg aus der nachbrechtschen Sackgasse gefunden. In den sechziger Jahren waren solche Urteile nicht selten. Und doch ist dieser Autor, der damals mit „Stienz“ und „Helm“ zu den bekanntesten westdeutschen Dramatikern zählte, heute weitgehend vergessen. Michelsen konnte sich nicht im Spielplan etablieren. Sicher spielen dabei gewisse immanente Begrenzungen seiner Dramaturgie eine Rolle, Theatermoden ebenso wie Veränderungen im gesellschaftlichen Bewußtsein. Nach 1970 verstummte ...