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Nation: | Schweiz |
von Heinz Hug
Stand: 01.06.2004
Einige Kritiker brachten den Skandal, den Guido Bachmanns erstes Buch 1967 hervorgerufen hatte, mit dem Züricher Literaturstreit in Verbindung. Emil Staigers Invektive, die zeitgenössische Literatur sei hauptsächlich „Kloakenliteratur“, schien manchen auf „Gilgamesch“ (1966) ganz besonders zuzutreffen, nicht weniger auf die nach dessen überarbeiteter Neuauflage (1977) erschienenen Teile zwei und drei der Trilogie „Zeit und Ewigkeit“: „Die Parabel“ (1978) und „Echnaton“ (1982). Als anstößig galten vor allem die Passagen homosexuellen Inhalts.
Zwar bildet Homosexualität, vor allem in „Gilgamesch“, einen thematischen Schwerpunkt; Bachmanns Trilogie auf Schwulenliteratur festzulegen, würde jedoch eine enorme Reduktion ihres Gehalts bedeuten, insbesondere aber eine Verkennung der poetischen Intentionen des Autors. Im dritten Teil von „Zeit und Ewigkeit“ heißt es einmal, Homosexuelle würden nicht verfolgt, weil sie schwul seien, „sondern weil sie in ihrer Sexualität frei sind“. Dieser und andere Hinweise zeigen, dass Bachmann Homosexualität nicht in erster Linie als Form von Sexualität darstellte, sondern als eine Existenzform wie die heterosexuelle auch. Und darum ging es Bachmann denn auch: Die 1.600 Seiten umfassende Trilogie will nicht weniger als das ganze Dasein literarisch gestalten: seine Ausbreitung in ...