Geburtstag: | |
Todestag: | |
Nation: | Deutschland |
von Christian Schulte
Stand: 01.06.2006
Als 1999 der Name Gert Ledigs in den Feuilletons auftauchte, war dies für die meisten Leser eine Neuentdeckung, kein Déjà vu. Denn es waren mehr als vier Jahrzehnte vergangen, seit Ledig – wenn auch nur für kurze Zeit – ein durchaus berühmter Autor war. Vor allem sein weithin beachteter und in viele Sprachen übersetzter Debüt-Roman „Die Stalinorgel“ von 1955 brachte ihm den Ruf einer neuen Hoffnung der deutschen Nachkriegsliteratur ein – eine Hoffnung freilich, die sich nicht erfüllen sollte, denn seinem zweiten Roman „Vergeltung“, der nur ein Jahr später erschien, blieb die Anerkennung bei Publikum und Kritik ebenso versagt wie seinem dritten und letzten Roman „Faustrecht“ (1957). Abgesehen von einigen Hörspielen war damit der kurze Auftritt Gert Ledigs auf der Bühne der Literatur beendet, der Autor wandte sich entmutigt vom Literaturbetrieb ab, und anders als Wolfgang Koeppen, dessen jahrzehntelanges Schweigen sich zur Legende kommender, verheißungsvoller Werke hochstilisieren ließ, geriet Gert Ledig alsbald in Vergessenheit.
Auslöser der zunächst wechselhaften, dann schließlich gänzlich ausbleibenden Rezeption war die obsessive Fixierung der Romane auf die drastisch-einschneidenden Erfahrungen des Zweiten Weltkriegs, auf das ...