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Nation: | Deutschland |
von Hannes Schwenger
Stand: 01.10.2010
Mit seinen zahlreichen Buchtiteln in einer Gesamtauflage von mehreren Millionen Exemplaren kann man Gerhard Zwerenz wohl kaum für einen Außenseiter der deutschen Gegenwartsliteratur halten, auch wenn er selbst diese Attitüde bevorzugte. Verständlich ist das allerdings – nicht nur aus seinem persönlichen und literarischen Temperament, für das, mit dem Titel seines autobiografischen Hauptwerks, „Der Widerspruch“ konstitutiv ist; es ist auch objektiv auffällig, dass ein Autor dieses zwar umstrittenen, aber nicht bestreitbaren Formats in DDR und Bundesrepublik mehr Verbotsanträge, Kritiker- und Politikerschelte als Literaturpreise erhalten hat. Auch unter seinen Schriftstellerkollegen waren es lange nur die Außenseiter des Literaturbetriebs wie Robert Neumann, Erich Fried, Alfred Kantorowicz oder Erich Kuby, die diesen Autor anerkannten. Neumann hat ihn immerhin schon 1966 als einen „Moralisten klassischen Stils“ gewürdigt, als sein erster großer Roman „Casanova oder der Kleine Herr in Krieg und Frieden“ gerade erst die Richtung erkennen ließ, in die sich sein Werk nach heterogenen Anfängen entwickeln würde.
Damals lag Zwerenzʼ erste Buchveröffentlichung in der DDR, „Aristotelische und Brechtsche Dramatik“, bereits zehn Jahre zurück; seit neun Jahren – seit seiner ...