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Nation: | Schweiz |
von Corinna Jäger-Trees
Stand: 01.10.2008
Von den ersten kurzen Gedichten aus den 1960er Jahren bis zu den späten Romanen ist Gerhard Meiers Werk organisch gewachsen: Gedanken, Motive, Formen waren im Mikrokosmos der Gedichte und kurzen Prosastücke in nuce bereits angelegt, wurden im Laufe der Zeit zu immer größeren literarischen Formen ausgearbeitet und tauchten schließlich auch in der Makrostruktur der Romane wieder auf. Die bildliche und motivische Dichte, eine knappe und klare, Disparates eigenwillig kombinierende Sprache sowie die stete Präsenz einer ihre Beobachtungen und Reflexionen referierenden Figur (in den Gedichten und Prosastücken indirekt präsent, in den Romanen als dialogisierter Monolog realisiert) sind für alle Texte Meiers konstitutiv. Sie lassen sich kaum in traditionellen Kategorien von Gedichten oder Romanen fassen, sondern sind einer umfassenderen Vorstellung von Literatur verpflichtet.
Zur Illustration einiger bestimmender Merkmale Meierscher Texte seien drei kurze Beispiele zitiert: „Grausame Tage / wo Melancholie sich ausspannt / zwischen Sonne und Kirschblüten / windlose Melancholie.“ („Jahrzehntealt“, 1964) Fünfzehn Jahre später taucht im Roman „Toteninsel“ eine Figur auf, die angesichts von Kirschbäumen immer wiederholt: „‚Ich lasse keinen meiner Kirschbäume mehr so hoch werden. Ich säge jeden ...