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Nation: | Österreich |
von Hans Wolfschütz
Gerhard Fritsch zählt nicht zu jenen österreichischen Schriftstellern, die entscheidend neue Wege in der Nachkriegsliteratur aufgezeigt haben. Dazu fehlten ihm das ikonoklastische Pathos und der innovatorische Impuls der Autoren der ‚Wiener Gruppe‘ ober eines Thomas Bernhard (dessen Kompromißlosigkeit er stets bewunderte, ohne ihr selbst ganz folgen zu können). Ebensowenig aber läßt er sich, wie so viele andere österreichische Autoren seiner Generation, unter die Rubrik ‚Epigonentum‘ einreihen (obschon einige seiner Werke durchaus epigonale Züge tragen). Fritsch war eher eine Art literarischer Seismograph, in dem sich ein Stück lebendiger Literaturgeschichte verkörpert: an seinem Werk ließe sich ohne Mühe eine durchaus repräsentative Geschichte der österreichischen Literatur der fünfziger und sechziger Jahre schreiben. Hier haben von Stifter bis Wittgenstein und von Joseph Roth bis Canetti nicht nur beinahe alle im Nachkriegsösterreich gängigen Methoden und Strömungen ihre Spuren hinterlassen; auch seine um 1960 vollzogene Wendung vom austriazistischen Traditionalismus zur Traditionskritik und Durchbrechung überkommener literarischer Normen trägt typische Züge und spiegelt eine in Österreich um diese Zeit allenthalben erkennbare Akzentverlagerung. Daß er nicht minder gängigen Muster folgte, stellt die tragische Kehrseite eines repräsentativen österreichischen Schriftstellerlebens dar.
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