Geburtstag: | |
Nation: | Deutschland |
von Erk Grimm
Stand: 01.06.2006
Kaum ein westdeutscher Lyriker der achtziger Jahre ist mit dem Anspruch auf Stilhöhe und die existenzielle Auffassung seines Schreibens so ernsthaft und vehement hervorgetreten wie Gerhard Falkner. Zugleich nahm er eine extreme Haltung der Abkehr von aller Öffentlichkeit ein. Der Zugang zu seinem schwierigen sprachkritischen Werk lässt sich durch die Kenntnis der poetischen Techniken gewinnen, wie der Autor selbst andeutete: „Die Kunst hat nur ein Geheimnis, das ist die Grammatik.“
1. Gerhard Falkners Lyrik basiert auf einer Verfahrensweise, die nicht nur tradierte Genreformen transformiert, sondern vor allem kleine bedeutungsdifferenzierende Wortelemente für ambigue sinntragende Klangfiguren nutzt (Metaplasmus, Paronomasie).
2. Fremdsprachliche Vokabeln dienen als versteckte Codierung für ungewöhnliche Wortkombinationen und binden die scheinbar frei assoziierende Verknüpfung an Übersetzungsmuster.
3. In Form des Centos, der Pastiche und des gnomischen Mottos werden historische Zitate und Gedichtzeilen miteinander kontaminiert und den genannten Prozeduren unterzogen.
Das Stilideal ist das bedeutungsreiche Formfragment mit einem durch Pathos und zynische Ironie gebrochenen Klassizitätsanspruch.
Das Debütwerk „so beginnen am körper die tage“ (1981) vereint Gedichte und poetische Reflexionen, die in Form pointierter Notate eine Invektive gegen die fotorealistische Alltagspoesie und arte povera der siebziger Jahre darstellen ...