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Nation: | Österreich |
von Jutta Freund
Stand: 15.05.2013
„Es wäre besser, Hunde zu streicheln, als Worte zu schreiben. (…) Schreiben bedeutet Schweigen (…). All das wissend, schreibe ich weiter.“ Georg Kreisler, ein melancholisch weiser Poet? Ein trauriger Humorist? – Beides: ein Galgenhumorist, der trotz besseren Wissens gegen gesellschaftliche Windmühlen kämpfte, ein zynischer Don Quijote oder, wie Kreisler selbst meinte, „ein Anarchist im ursprünglichen Sinn“. Zwangsläufig ergibt sich aus dieser Haltung die Mischung von Melancholie und makabrem Humor, von gezielter Satire und scheinbarem Blödsinn, jene Mischung, die Kreisler-Texte so unverwechselbar macht. Seine Chansons basieren auf absurden Assoziationen, ihre lyrischen Strukturen sind Verfremdungen konventioneller Lied- und Lyrikformen, volkstümlicher Lieder, des Wiener Liedes oder eines Nestroy-Couplets. Kreisler adaptierte aber auch Formelemente modischer Gebrauchslyrik, seien es nun Schlager, Schnulzen, Hitparadensongs.
Die Musik des ‚ehemaligen‘ Wieners hat ihre Tücken. Sie war für ihn Mittel der Satire und nicht, wie für viele andere Kabarettisten, bloße Untermalung. Mit der herzzerreißenden Melodie eines Wiener Liedes oder eines schmachtenden Schnulzensongs kontrastierte und konterkarierte er die Inhalte seiner Chansons, entlarvt sentimentale Verlogenheit und die Falschheit der Gefühle. Nach modernen Jazz- und Bluesrhythmen sang er von heimatlich ...