Geburtstag: | |
Nation: | Österreich |
von Friedrich W. Block und Martin Hainz
Stand: 15.09.2021
Wer spricht? – „Franzobel!“ – Wer spricht? Pseudonymität verdeckt oder schützt, verwandelt, etikettiert, ästhetisiert, sie ermöglicht eine multiple Identität, eine Unterscheidung von Kunst- und Lebenswelt oder auch verschiedener künstlerischer Existenzen. Im Falle Franzobels gehört dergleichen in ein poetisches Identitäts-Spiel mit Namen und Personalpronomen. Das Pseudonym dient hier zunächst der Traditionsbildung in verschiedenen Facetten: Es autorisiert Texte, die seit 1991 geschrieben und veröffentlicht werden, und es wird von der Kritik wie vom Autor selbst in bestimmte literaturgeschichtliche Zusammenhänge gestellt. Das betrifft einmal Namenreihen, die ein poetologisches Vorfeld abstecken: Reinhard Priessnitz etwa, Vertreter der Wiener Gruppe, wobei vor allem Konrad Bayer und Oswald Wiener genannt werden, darüber hinaus auch zum Beispiel Velemir Chlebnikov, die Romantiker, schließlich Shakespeare. Weiteres ergibt sich durch Anthologien, die Franzobel herausgegeben hat. Hier platziert er Eigenes zwischen Texten von Ferdinand Schmatz und Franz Josef Czernin in der Sammlung gegenwärtiger visueller Poesie („Kritzi Kratzi“, 1993) oder zwischen Emmett Williams und Paul Wühr im Band „Konzept und Poesie“ (1996). Damit entstammt Franzobel einem Literatursystem, das meist mit „experimentell“ etikettiert wird.
Zudem dient der Name Franzobel dazu, die mit ...