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Nation: | Deutschland |
von Joachim Wittkowski
Stand: 15.09.2019
Erik Neutsch zählte zu den auflagenstärksten Autoren in der DDR. Die Gesamtauflage seiner Bücher betrug unter den Bedingungen der staatlichen Genehmigungspraxis der DDR mehr als eine Million. Soviel Wohlwollen der DDR-Obrigkeit erschrieb sich Neutsch durch sein systemkonformes Literaturkonzept. In seinem zuerst 1961 erschienenen Aufsatz „Literatur als Parteiarbeit“ (in: „Fast die Wahrheit“, 1979) erklärt er: „Ich gehöre zu den Schriftstellern, die unmittelbar durch die Bitterfelder Konferenz ermutigt wurden, Bücher zu schreiben.“ Freilich gehörte der studierte Parteijournalist nicht zu den Kumpeln, die zur Feder griffen, sondern ging den Bitterfelder Weg in umgekehrter Richtung: vom Schreibtisch in den Betrieb.
Für Neutsch war das durchaus eine größere Strecke. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs hatte das Arbeiterkind Erik Neutsch in der Sowjetischen Besatzungszone schulische Förderung erhalten. Dadurch wurde der Kommunismus schnell und vorbehaltlos seine geistige Heimat. Rückblickend vermerkt das Ministerium für Staatssicherheit 1964 in seinen Akten, Neutsch sei damals ein „massloser Verehrer Stalins“ gewesen (BstU Vorl.-IM Nr. 1004/64, Bl. 24). Nach der Demontage der Leitfigur Stalin warf man ihm „Schwankungen“ und Überheblichkeit „gegenüber der Meinung der Arbeiter in Fragen der Kunst“ ...