Geburtstag: | |
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Nation: | Deutschland |
von Harald Hartung
Stand: 01.06.2006
Vier Monate nach seinem 30.Geburtstag, am 21.3.1973, wählte Dieter Leisegang den Freitod, den er seit seinen jungen Jahren bedacht und bedichtet hatte – etwa als Zweiundzwanzigjähriger: „Wladimir hat recht / Nur keine Erinnerungen / Schießt sich den ganzen Klimbim / Aus dem Hirn“. Er wählte jene Art des Suizids, die er Majakowski zugeschrieben hatte. Leisegangs „logischer Selbstmord“ war der eines Mannes, „der offenbar immer dringender die Gründe für die Fristung seines Lebens suchen mußte –, die für das Sterben lagen jederzeit auf der Hand und wogen von Tag zu Tag schwerer“ (Karl Corino).
Leisegangs Freitod war keine Nachricht, die die literarische Öffentlichkeit bewegte; er etablierte – bis jetzt jedenfalls – auch nicht jenen Nachruhm, den man Frühverstorbenen gewährt. Leisegang selbst hatte, bei aller Aktivität, ja Betriebsamkeit, die er entfalten konnte, wenig zu seiner literarischen Karriere getan oder tun wollen. Seine schmalen Bände erschienen in kleinen Verlagen, zunächst bei Bläschke, dann ausschließlich im Verlag seinesFreundes Horst Heiderhoff; und die Literaturkritik nahm sie kaum oder gar nicht zur Kenntnis, sieht man ab von den wiederholten Hinweisen Hans-Jürgen Heises, ...