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Nation: | Schweiz |
von Heidrun Kerstein
Stand: 01.10.1996
Als Claus Bremer 1969 die Essaysammlung „Thema Theater“ vorlegte, hatte er sich im westdeutschen Bühnenbetrieb bereits einen Namen als Wegbereiter des Avantgarde-Theaters in Deutschland gemacht. In den fünfziger Jahren lieferte der Regisseur und Dramaturg in Zusammenarbeit mit Gustav Rudolf Sellner einen wichtigen Beitrag zur Etablierung des absurden Theaters. 1956 veranstaltete er im Berner Minitheater „Kramgasse6“ erste Mitspielversuche, die das Publikum aktivieren und aus seiner gewohnten Rezipienten-Haltung herausreißen sollten.
„Mitspiel“ hieß für Bremer „Zusammenspiel der Darsteller miteinander und mit dem Publikum“. In einer klaren Wendung gegen das herkömmliche Illusionstheater entwickelte er eine Dramaturgie des „ehrlichen und zeitgemäßen“ Theaters, das auf „magische und faszinierende Wirkungen“ verzichtet und stattdessen irritierenden Brechungen Raum läßt. „Dieses Theater muß sich in die Karten schauen lassen“, schrieb Claus Bremer in dem Essay „Das Mitspiel“. „Hier darf es keinen Formalismus geben.“ Der Theatermann hat sich gegen feste Grenzen zwischen Zuschauerraum und Bühne ausgesprochen, sollte doch das Publikum möglichst direkt in das Spiel der Darsteller miteinbezogen werden. Bremers Theaterkonzeption der Selbstfindung verlangt von Schauspielern und Zuschauern persönliches Engagement und Mitverantwortlichkeit für die jeweilige Aufführung, will spontane ...