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KLG

Christoph Geiser

Geburtstag: 3. August 1949
Nation: Schweiz

von Jürgen Egyptien und Moritz Wagner



Christoph Geiser - Essay

Stand: 15.02.2021

Die ersten literarischen Publikationen Christoph Geisers standen im Zeichen von Franz Kafka und Bertolt Brecht. Die Erzählungen aus „Bessere Zeiten“ von 1968 erinnern unübersehbar an die Parabeln Kafkas; z.B. wenn in „Die Brücken“ die Menschen in einer surrealen Landschaft dumpf und halb barbarisch dahinvegetieren und wie in Gefängnissen hausen. So prägend für Geisers parabolische Prosa Kafka war, so einflussreich wirkte Brecht auf seine frühe Lyrik, die sich insbesondere dem epigrammatischen Lakonismus der „Buckower Elegien“ anzunähern suchte. Doch auch in der Handvoll Gedichte dieses Bändchens dominieren eher Skepsis und Verweigerung. So entzieht sich das lyrische Ich in „Ich ging nicht hin“ dem kollektiven Sog einer Straßendemonstration und unterwirft die berühmte Schlusszeile aus Günter Eichs „Träume“ in einem titellosen Gedicht einer radikalen Revision: „Kein Sand im Getriebe/Die Sintflut ist programmiert.“ Die immanente Entwicklungslogik seines lyrischen Sprechens und das Bemühen um eine literarische Emanzipation von Brecht drängten, nach Geisers eigenem Zeugnis, „zu einer immer stärkeren Verkürzung und Verknappung, die im Schweigen endet“. Geiser vollzieht damit eine poetologische Umorientierung, die ihn in die Nähe der produktionsästhetischen Prinzipien der hermetischen Lyrik rückt. ...


Der Artikel über Christoph Geiser ist nur einer von derzeit mehr als 700 Artikeln über Leben und Werk herausragender deutschsprachiger Autoren im „KLG – Kritisches Lexikon zur deutschsprachigen Gegenwartsliteratur“. Das KLG bietet neben Biogrammen und ausführlichen Essays über Werk und Wirkung auch jeweils ein Werkverzeichnis und eine Bibliographie der Sekundärliteratur.
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