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Nation: | Deutschland |
von Stephen W. Smith und Michael Töteberg
Stand: 01.06.2006
„Wenn es ihm um die Änderung der Verhältnisse zu tun ist, dann muß er die Vorurteile, nicht die Überzeugungen zu ändern suchen. Er muß nicht argumentieren, sondern er muß möglichst genau die unbewußten Regionen ausfindig machen, in denen die Vorurteile kauern, und die Methoden entwickeln, sie anzugreifen. Bisher ist das nicht geschehen – es hat keinen Zweck, sich da etwas vorzumachen.“
So sah Carl Amery 1965 und ‚in memoriam Willy's Wahlkontor‘ den politisch verpflichteten Schriftsteller. Mit seinem zwei Jahre zuvor erschienenen Buch „Die Kapitulation oder Deutscher Katholizismus heute“ hatte er dabei ohne Zweifel eine dieser „unbewußten Regionen, in denen die Vorurteile kauern“, getroffen: mit der Kraft seiner Überzeugungen, und mit ihnen doch immer argumentierend. Dieser Widerspruch ist geblieben, auch wenn die spätere Bilanz anders, nuancierter ausfällt als damals. Aber der Mangel an Versinnlichung ist offenbar, und Carl Amery, mit vielen Begriffen belegt, hat sich selbst wohl am treffendsten charakterisiert: als „Moralist, im Sinne der französischen Rationalisten“. Als solcher fand er sich, im Lauf der Zeit und je nach Umständen, in wechselnder Gesellschaft attackiert: mit ...